Altarbild des renovierten Hauptaltars der Johanneskirche in Löbau

         Der Drewenzbote !

      Heimatbrief des Kreises Neumark/Westpreußen 
       und seiner Stadt-und Amtsbezirke



 Nr. 103      Dezember 2003
 

             Löbau/Westpr. (Lubawa)
  Neumark/Westpr. (Nowe Miasto   Lubawskie)
 
   Redaktion: Prof. Stephan Freiger, Hannelore Freiger, Superintendent Rudolf Steege

Einige Artikel aus der Nr. 103      Dezember 2003      

Einige Artikel sind bereits an anderer Stelle zugeordnet !

 
Liebe Heimatgemeinde!

 In wenigen Tagen jährt sich wieder das Weihnachtsfest, und nur eine Woche später verlassen wir das Jahr 2003. Es stand unter der Losung aus 1. Samuel 16,7: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an“

Schon bald also werden wir im Jahre 2004 angelangt sein, und dann begrüßt uns die neue Jahreslosung aus Markus 13,31: „Jesus Christus spricht: Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen.“  

                                        Im alten und im neuen Jahr haben wir es mit Gott zu tun, der uns durch und durch kennt, der um uns weiß, wo immer wir uns befinden, der aber auch in Jesus Christus zu uns spricht von dem, was Ewigkeitswert hat. Bei aller Veränderung, ja Vergänglichkeit, der wir unterworfen sind, bleibt er sich doch gleich in seiner Absicht mit uns. Ihm dürfen wir vertrauen, ihm gehören, in allen Wechselfällen unseres Lebens.

 Zu den Wechselfällen gehört auch, dass wir viele Jahrzehnte nach dem zweiten Weltkrieg nicht in unseren Heimatkreis nach Westpreußen fahren konnten und schon gar nicht „normale“ Beziehungen zu den jetzigen Bewohnern pflegen durften. Das hat sich in den Jahren nach der „Wende“ immer mehr verändert bis hin zu partnerschaftlichen Beziehungen, über die unter anderem in den zurückliegenden Ausgaben des Drewenzboten berichtet wurde. Für das Jahr 2004 ist ein weiterer Eckstein vorgesehen.

 Unser Heimatkreis möchte im Juni nächsten Jahres, zusammen mit jetzigen Vertretern der Stadt Löbau, auf dem ehemaligen evangelischen Friedhof in Löbau in einem religiösen Festakt einen Gedenkstein enthüllen, der in deutscher und polnischer Sprache an die Verstorbenen erinnern soll. Auf dem früheren Friedhof ist inzwischen ein Parkgelände entstanden. Das erwähnte Vorhaben wollen wir zum Anlaß nehmen, um eine mehrtägige Busreise in den ehemaligen Kreis Neumark anzubieten. Geplant ist dafür die Zeit vom 7. bis 17. Juni 2004 (also insgesamt 11 Tage).

Für die Hinfahrt und für die Rückfahrt ist eine Zwischenübernachtung vorgesehen, die Orte werden noch ausgewählt. Vor Ort können wir im Hotel Park in Osterode oder in einem Hotel in Deutsch-Eylau unterkommen.

Das bisherige Angebot – weitere werden noch eingeholt – sieht so aus:

Der Preis für 10 Hotelübernachtungen in Doppelzimmern mit DU/WC, 10-mal Halbpension (jeweils Frühstück und 3-Gang-Abendmenü), beginnend mit dem Abendessen am Anreisetag und endend mit dem Frühstück am Abreisetag, sowie qualifizierte deutschsprachige Reiseleitung, beträgt pro Person 499,00 Euro. Für Einzelzimmer wird ein Zuschlag von 100,00 Euro berechnet. Noch nicht angegeben werden können die Buskosten pro Person, da sie von der Zahl der Teilnehmer abhängen. Vermutlich werden sie etwa 160,00 Euro betragen. Dabei sind außer Hin- und Rückfahrt auch schon alle Fahrten im Kreis Neumark und Ausflüge ( etwa zum Oberländischen Kanal mit den Schiefen Ebenen, nach Elbing, zur Marienburg oder zu den Masurischen Seen) mit eingerechnet; Eintrittsgebühren allerdings noch nicht.

Wer mitfahren möchte, möge sich möglichst umgehend anmelden, und zwar bei: Rudolf Steege, Hopfengarten 17, 57567 Daaden (Telefon: 0274312232 ; Fax 02743/ 2360) 

 

Superintendent Rudolf Steege             

 

 

 
Liebe Landsleute!

                           

Es geht ein Jahr zu Ende, das uns besonders in letzter Zeit fast täglich mit grauenhaften Bildern von Toten und Verletzten im Fernsehen konfrontiert. Und wir schauen ohnmächtig zu, sind entsetzt, dass der Menschen Feind, fanatische, irregeleitete Menschen sind. Die Welt ist nicht sicherer, nicht friedlicher geworden – leider.

Wünschen wir uns und denen, die uns nahe stehen, ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gesundes Neues Jahr 2004; unserem Land, der Welt – unserer Welt – dass sich die Spirale der Grausamkeiten nicht weiter dreht, dass wir dem „Frieden auf Erden“ nahe kommen.

In diesem Sinne grüße  ich Sie herzlich
     

Prof. Stephan Freiger, 

Heimatkreisvertreter

 

     

Grußwort des Patenkreises Oldenburg

zur Jahreswende 2003/2004

Wieder liegen Weihnachten und der Jahreswechsel vor uns. Es scheint so, als ob die Zeit in unserer schnelllebigen Epoche in einer rasenden Geschwindigkeit vorangeht.  Da ist es vielleicht ganz gut, diesen Übergang vom alten ins neue Jahr, diese Spanne zwischen Vergangenheit und Zukunft, zu nutzen, um einmal innezuhalten. Das Weihnachtsfest und auch der Jahreswechsel bedeuten keine Zäsur. Aber sie laden dazu ein, auf das vergangene Jahr zurück- sowie auf das neue Jahr vorauszublicken.

Denke ich an das Jahr 2003, so haben wir einiges aufzuweisen.  Die bisherigen freundschaftlichen Verbindungen zwischen den Landkreisen Nowomiejski und Oldenburg - unter anderem in den Bereichen Jugend, Sport und Wirtschaft -  konnten weiter vertieft und ausgebaut werden. Zwischen den Vertretern beider Landkreise haben in diesem Jahr zwei Treffen im Landkreis Oldenburg stattgefunden.

Besonders hat mich gefreut, dass unsere polnischen Gäste  am diesjährigen Heimatkreistreffen teilnehmen durften. Im Rahmen dieser Zusammenkunft konnten die in der Bundesrepublik lebenden früheren Bewohner des Kreises Neumark  und die Besucher aus Nowomiejski  weitere Verbindungen knüpfen.   Hier zeigt sich, dass die Begegnung, die ihren Ursprung 1999 in einem Zeltlager von Jugendlichen beider Landkreise in Hude hatte, intensiviert und fortgesetzt wird.

Die zahlreich geführten Fachgespräche bei den verschiedenen Zusammentreffen führen erfreulicherweise zu immer engeren Kontakten und fördern die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Landkreisen.  Aus diesem Grunde streben der Landkreis Nowomiejski und der Landkreis Oldenburg  für das Jahr 2004 an, einen Partnerschaftsvertrag vorzubereiten und zu unterzeichnen.   Beide Seiten wollen  damit  ein Zeichen für ein gemeinsames und  friedliches Europa setzen.

In diesem Sinne wünscht der Landkreis Oldenburg allen Neumarkern und ihren Familien eine frohe, gesegnete Weihnacht und für das neue Jahr Frieden, Gesundheit sowie privates und berufliches Gelingen.

     

 

 

 

 

      

Bericht über   Heimatkreistreffen  in Hude , 13./14. September 2003

 

 

 

Grundsatzreferat   -  gehalten auf der Heimatkreisversammlung 2003 in Hude : 

" Zum Problem der deutschen und polnischen Ortsnamen "

 

 

 

Rückblende

Bericht aus dem 2. Drewenzboten vom April 1952

AUS DER HEIMAT

Ein Landsmann aus Tillitz war nach seiner Entlassung aus russischer Gefangenschaft im August 1945 in die Heimat zurückgekehrt. Er schreibt über seine dortigen Erlebnisse:

In Posen wurde ich entlassen und fuhr mit der Bahn von dort über Thorn nach Deutsch-Eylau. Unterwegs sahen wir, wie trostlos es aussah, zerstörte Häuser und überreifes Korn auf den Halm.

Ich begab mich zunächst nach Raudnitz auf die frühere Landwirtschaft meiner Schwester. Hier war alles leer und verlassen.  Die Gebäude standen noch, die noch vorhandenen Möbel waren zerschlagen und teilweise  im Keller. Auf mehreren Grundstücken dasselbe Bild. Nur auf einzelnen Gehöften waren Polen.

In der Nacht fuhr ich dann nach meinem Heimatort Tillitz, ohne belästigt zu werden, muß aber doch gesehen worden sein. Als ich in die Nähe unseres Hofes kam,  bellten fremde Hunde. Da mir unbekannt war, wer den Hof verwaltete, verkroch ich mich in der Scheune und wartete den Morgen ab. Bei Hellwerden, beobachtete ich den Hof und wunderte mich, dass schon am frühen Morgen allerlei Leute aus- und eingingen. Ich sollte nur zu schnell den Grund erfahren. Man hatte mich schon  angemeldet.  

Als  ich aus  der Scheune auf  den Hof kam,  wurde  ich vom neuen Besitzer,  einem mir früher bekannten Polen Lieznerski freundlich aufgenommen. Und bekam Essen  angeboten. Kaum hatte ich mich gesetzt kamen mit lautem Getöse 3 schwer bewaffnete Milizangehörige herein, untersuchten mich gründlich, zeigten, höhnisch die  geladenen Karabiner und dann ging es zur Polizeistation nach Petzelsdorf. Ich musste zu Fuß laufen und die drei Begleiter auf dem Fahrrad. Wenn es nicht schnell genug ging, wurde mit dem Gummiknüppel nachgeholfen.  Unterwegs wurde  ich  auf den  Hof  von  Walesiewiez gebracht,  wo  mich  dieser  mit einem Forkenstiel niederschlug und ich von der Miliz wieder mit dem Gummiknüppel hochgebracht wurde.  Ich glaubte, mein Leben wäre zu Ende.

Nach einigen weiteren Misshandlungen kam ich zur Polizeistation, wo ich von einem vernünftigen Postenführer verhört wurde. Nach 14 Tagen Haft in Petzelsdorf wurde ich auf die Wirtschaft von Karpinski  in Kulingen-Wolka gebracht,den sich die Miliz angeeignet hatte. Karpinski, der s.Zt. eingedeutscht worden war, kämpfte um seinen Besitz und war wieder ein echter Pole, der so tat, als ob er kein Wort deutsch verstände.  Seine -Töchter waren im BDM (Bund deutscher Mädchen)  und wurden dieserhalb zur Verantwortung  gezogen.

Ich unterstand hier der Miliz, die einen Verwalter eingesetzt  hatte, der wenig von Landwirtschaft verstand,  und hatte mit Ausnahme einer schweren Mißhandlung durch den Polen A. Kollekowski auf dem Feld beim Flügen nichts auszustehen. Die Pferde waren in der Gegend sehr knapp. Auf dem Hof gab es aber 4 Stück. 

Im Juni 46 glückte es mir dann über Stettin nach Westdeutschland zu kommen. Ich hatte zu Schweres in der Heimat erlebt und war froh, das heutige Polen verlassen zu können.

Mir ist noch folgendes bekannt:  Es wurden auch polnische Frauen von den Russen geschändet. Auch sind einige Männer erschossen worden, darunter der polnische Gutsbesitzer Graduschewski Tillitz.

Das Gut Quesendorf (Gwisdzyn) war Kolchose unter russischer Aufsicht. Desgleichen arbeiteten die Mühle Schneider und Kastrau unter derselben Aufsicht. Von alteingesessenen Deutschen habe ich nur Frau Mörke Kulingen getroffen. Die alte über 70-jährige Frau war längere Zeit in einem Lager und ernährte sich mühsam durch Wollspinnen.  Das Gehöft Mörke war von den Russen vollständig niedergebrannt. Es hatten keine Kämpfe stattgefunden. Die Russen hatten einige Gehöfte zum Vergnügen angesteckt. Auf dem Grundstück Goerke Tillitz stand nur das Wohnhaus, bei Schielke war der Stall abgebrannt. 

In Neumark, wo  kleinere Kämpfe stattfanden, war das Haus Fleischerei Nowak zerstört und die dem Landratsamt gegenüberliegende  Marktseite bis zum  Hotel Deutsches Haus. Die evgl. Kirche war ausgeplündert,  aber die Uhr ging. In Kulingen war die Kirche  ausgebrannt.  Die Orgel war von den Russen als Zielscheibe benutzt worden.

Die Polen hatten beim Umsturz  45 gestohlen was  nur möglich war. Jetzt gingen die Klagen los. Ich wurde eines Tages  als Zeuge geladen, aber nicht vereidigt. Die Verhandlung wurde in polnischer Sprache geführt, da man aber für das Wort “Ortsbauernführer“   keine polnische Bezeichnung hatte, wurde ich wieder mit dem alten Titel genannt, was mir Spaß machte.

                                           Links  ein altes Bild aus Tillitz

 

 

 

Weitere Informationen über die Heimatkreisversammlung am Sonntag, den 14. September 2003

 Hauptgrund der Versammlung war – wie immer – die Wahl des Vorstandes, des Beirats und der Kassenprüfer.

Zum Vorsitzender (Heimatkreisvertreter) wurde einstimmig Prof. Stephan Freiger wiedergewählt.

Auch den beiden stellvertretenden Vorsitzenden, Alfred Brand und Bruno- Heinz  Gollnast, wurden für zwei weitere Jahre  - ohne Gegenstimme – das Vertrauen ausgesprochen. Gleiches wiederfuhr den bisherigen Beiratsmitgliedern Heinz Brandt,  Rudolf Steege jun., Ehrfried Schulz und Waltraud Ziesemann. Gisela Kroh und Willi Kalwa wurden – ebenfalls ohne Gegenstimme – neu in den Beirat gewählt.

Irmgard Steege und Dietrich Fiergolla stellten sich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Wahl, gehören dem Beirat mithin nicht mehr an. In diesem Zusammenhang sei besonders vermerkt, dass Irmgard Steege für ihre langjährige engagierte Mitarbeit im Beirat ganz herzlich gedankt wurde.

 Zu Kassenprüfern wurden einstimmig Willi Kalwa, Gisela Kroh und Ehrfried Schulz gewählt.

Bruno-Heinz Gollnast gab in seiner Eigenschaft als Kassenwart einen Kassenbericht, auf den er im folgenden selber eingehen wird. Danach wurde der Kassenwart und der Vorstand von der Mitgliederversammlung entlastet. 

Im Jahresbericht des Vorsitzenden wurde darauf hingewiesen, dass

1.    die Internet-Homepage des Heimatkreises rege in Anspruch genommen wird. Bereits von Januar bis September hatte sie bereits 900 Besucher aus dem In- und Ausland.

2.    es über Internet viele Anfragen zur Familien – Ahnen – Forschung gibt.

3.    eine neue EDV-Mitgliederkartei erstellt worden ist. In Ihr werden alle Namen aus dem Heimatkreis, die irgendwo auftauchen, gesammelt.

4.    von vielen Neumarkern noch immer die Geburtsdaten fehlen.

5.    es zu wenige Rückmeldungen zu Nachkommen gibt.

 Bereits am 12. waren Vorstand und Beirat zusammengekommen und hatten u.a. beschlossen, die Mitglieder zu einer Fahrt nach Löbau - in der Zeit vom 7. bis 17. Juni 2004 - aufzurufen. Anlass ist, wie im letzten Drewenzboten berichtet, die Neugestaltung des auf dem ehemaligen ev. Friedhof in Löbau liegenden Gedenksteins. Der Stein soll, wie mit dem Löbauer Bürgermeister Edmund Standara abgesprochen, im Juni in unserer Gegenwart eingeweiht werden. Rudolf Steege hat die Organisation der Fahrt übernommen und weist hier in seinem Beitrag auf die Rahmenbedingungen hin. Von einer regen Beteiligung ist auszugehen – bereits am 14.9.03 haben sich 17 Mitglieder für die Fahrt entschieden.

 

  

 

Bericht über eine Delegation von Landwirten aus Neumark an der Universität Kassel

 


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