Nachrichten aus dem ehemaligen Kreisgebiet Neumark/Westpr.
Das Löbauer Schloß. (Glos Lub., Nr. 32+33, 10.-23. 8. 01)
Nach nunmehr 2-jährigen Grabungen wird die
Forschungsarbeit auf dem Schloßplatz eingestellt. Das archäologische
Team der Uni Lodz hat aus den gefundenen Fundament- und Kellerresten,
aus Scherben, Relikten und Knochen soviel Erkenntnisse gewonnen, um das
Bild des Schlosses und das Leben in ihm zu rekonstruieren. Das hier
gezeigte Bild stellt das Aussehen des Schlosses dar, wie es
wahrscheinlich beim Auszug des Bischofs im Jahre 1785 ausgesehen hat,
bevor es zu verfallen begann und nach Blitzschlag und Brand 1826
abgerissen wurde.
In seinem nebenstehend gezeigten Buch erzählt Prof. Leszek Kajzer die
Geschichte des Schlosses und die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit.
Über die weitere Verwendung des Schloßplatzes und seiner Ruinen macht
man sich z. Z. in Löbau Gedanken. Am wahrscheinlichsten ist die
Freilegung und der Ausbau der Kellerräume zu einer Gaststätte, wie
dies erfolgreich in Neidenburg und Strasburg praktiziert wurde. Es
könnte damit zu einer zusätzlichen Touristenattraktion zur 800-
Jahrfeier Löbaus im Jahr 2014 werden.
Nebenstehendes Buch ist mein letzt erhaltenes Geschenk von Klemens
Nidzworski. Er verstarb nachjahrelangem Siechtum am 5. 9. 2001 in den
Armen seiner Frau, da er sich geweigert hatte, seine letzten Tage im
Krankenhaus zu verbringen. Wir trauern um einen freundlichen,
aufgeklärten Menschen, der mir im Laufe der Jahre nicht nur Freund,
sondern auch Mittler zu Löbau, seinen Menschen und seiner Geschichte
wurde. Im Namen aller, die ihn kannten und schätzten, habe ich die
Lesung einer Heiligen Messe in der Johannes-Kirche in Löbau veranlaßt.
Entschädigung der Zwangsarbeiter. (Glos Lub" Nr. 34,24.-30.
8. 01)
Aus Löbau und dem Umkreis sind rd. 100 Personen zur Entgegennahme
der Entschädigung berechtigt. Die meisten der Berechtigten sind
ehemalige Häftlinge des Lagers Potulic. Dies ist schon der zweite
Aufruf in dieser Angelegenheit, die Bank PKO hat sich mit Geld und einem
zusätzlichen Schalter darauf vorbereitet, um die Menschen ohne
Warteschlangen abfertigen zu können. Bei der l. Auszahlung wurden im
Löbauer Raum 9 Personen berücksichtigt.
Hilfe für die Überschwemmungsgebiete. (Glos Lub., Nr. 35,31.
8.-6. 9. 01)
Wie in ganz Polen wird auch in Löbau für die
Hochwassergeschädigten in Südpolen gesammelt. Die Landwirte spenden
Getreide, die anderen Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens,
Kleidung, und vor allem Bettzeug und Reinigungsmittel, aber auch
Mineralwasser. Es sind bisher schon zwei Transporte nach Ostrowo
Swietokrzyskie und Nowy Targ abgegangen. Der 3. und letzte Transport
wird zusammen mit Deutsch Eylau durchgeführt, da sich ein eigener
Transport nicht mehr lohnt. Vor 4 Jahren, beim Hochwasser 1997, waren
die Menschen freigiebiger, aber da hatte sich auch die Kirche
eingeschaltet. Von den Bauern werden 100 t Getreide erwartet, die aus 17
Gemeinden kommen und die zu Viehfutter verarbeitet, in die betroffenen
Gebiete geschickt werden. Es wird extra betont, daß sich darin kein
Tiermehl befindet.
Besonders an alle Löbauer !!
Auf dem anliegenden Überweisungsträger war bisher als
gesonderter Posten die Spende für die Johannes-Kirche in Löbau
ausgewiesen.
Im Laufe der Jahre kamen darauf mehr als 11.000,00 DM zusammen, die dem
zuständigen Pfarrer und Bauherrn, Ks. Proboszcz Tadeusz Breza
übergeben wurden.
Pfarrer Breza bedankt sich ausdrücklich, auch im Namen seiner Gemeinde,
für die geleistete Hilfe.
Auch die regionale Zeitung verfolgt diese Vorhaben interessiert und
erwähnt auch mehrfach die Hilfe aus Deutschland, sei es nun von
privater Seite oder von Seiten der Stiftung für deutsch-polnische
Zusammenarbeit.
Bei meinem letzten Besuch in Löbau, im Juni 2001, kündigte Pfarrer
Breza das Ende der Renovierung für Ende November 2001 und die
endgültige Einweihung, das Schiff wird seit zwei Jahren für
Gottesdienste genutzt, für Anfang Dezember 2001 an.
Ich sagte dem Pfarrer, daß wir mit Beendigung der Renovierung unsere
Sammlung für dieses Projekt einstellen und es einem anderen Schwerpunkt
zuwenden würden.
Ich würde gern sehen, wenn wir neben der polnischen Erinnerungstafel
auf dem ehem. evangelischen Friedhof eine eigene Tafel aufstellen
würden zum Gedächtnis an alle diejenigen, die heute noch unter dem
Rasen des Parks liegen.* Pfarrer Breza sagte mir hierbei jede
erdenkliche Hilfe zu. Ich bitte Sie nun dämm, dem neuen Projekt
dasselbe Interesse wie der Kirche entgegenzubringen, vor allem
diejenigen, deren Angehörige noch dort ruhen.
*(s.h. D.D., Nr. 98/01. Seite 24)
Und nun noch an alle Landleute.
In Neumark hat eine Befragung ergeben, daß zum bedeutendsten
Neumarker des 20. Jahrhunderts" der Arzt Dr. Friedrich Lange aus
Lonkorrek ermittelt wurde. Ihm, dem Stifter des Neumarker Krankenhauses
und Wohltäter seines Heimatkreises, soll nun an seinem Grabe ein
Gedenkstein mit deutscher und polnischer Inschrift errichtet werden.
Dieses Bekenntnis zu einer toleranten Vergangenheitsbewältigung sollte
auch für uns Anlaß sein, uns dazu zu bekennen und zu unterstützen.
Wer sich daran beteiligen will, kennzeichne seinen Beitrag auf o.a.
Überweisungsträger mit dem Stichwort Neumark.
Für das Projekt Gedenkstein auf dem Löbauer Friedhof gilt das
Stichwort Löbau.
Rudolph Orlovius