Der Drewenzbote !

      Heimatbrief des Kreises Neumark/Westpreußen 
       und seiner Stadt-und Amtsbezirke


Nr. 99    Dezember 2001
 
 

   Löbau/Westpr. (Lubawa)
  Neumark/Westpr. (Nowe Miasto Lubawskie)
 
   Redaktion: Rudolph Orlovius

                              Am Spitzkamp 8
                              D -  31195 Lamspringe                                              Tel.: 05183-1718


 Artikel aus der Nr. 99       Dezember 2001     -     Weitere Artikel an anderer Stelle: "Heimatkreistreffen" ;  

"Fahrt einer Delegation" und "Gegenbesuch"   
 

 

 

Nachrichten aus dem ehemaligen Kreisgebiet Neumark/Westpr.

Das Löbauer Schloß. (Glos Lub., Nr. 32+33, 10.-23. 8. 01)

 Nach nunmehr 2-jährigen Grabungen wird die Forschungsarbeit auf dem Schloßplatz eingestellt. Das archäologische Team der Uni Lodz hat aus den gefundenen Fundament- und Kellerresten, aus Scherben, Relikten und Knochen soviel Erkenntnisse gewonnen, um das Bild des Schlosses und das Leben in ihm zu rekonstruieren. Das hier gezeigte Bild stellt das Aussehen des Schlosses dar, wie es wahrscheinlich beim Auszug des Bischofs im Jahre 1785 ausgesehen hat, bevor es zu verfallen begann und nach Blitzschlag und Brand 1826 abgerissen wurde.



In seinem nebenstehend gezeigten Buch erzählt Prof. Leszek Kajzer die Geschichte des Schlosses und die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit. Über die weitere Verwendung des Schloßplatzes und seiner Ruinen macht man sich z. Z. in Löbau Gedanken. Am wahrscheinlichsten ist die Freilegung und der Ausbau der Kellerräume zu einer Gaststätte, wie dies erfolgreich in Neidenburg und Strasburg praktiziert wurde. Es könnte damit zu einer zusätzlichen Touristenattraktion zur 800- Jahrfeier Löbaus im Jahr 2014 werden.

Nebenstehendes Buch ist mein letzt erhaltenes Geschenk von Klemens Nidzworski. Er verstarb nachjahrelangem Siechtum am 5. 9. 2001 in den Armen seiner Frau, da er sich geweigert hatte, seine letzten Tage im Krankenhaus zu verbringen. Wir trauern um einen freundlichen, aufgeklärten Menschen, der mir im Laufe der Jahre nicht nur Freund, sondern auch Mittler zu Löbau, seinen Menschen und seiner Geschichte wurde. Im Namen aller, die ihn kannten und schätzten, habe ich die Lesung einer Heiligen Messe in der Johannes-Kirche in Löbau veranlaßt.

 

Entschädigung der Zwangsarbeiter. (Glos Lub" Nr. 34,24.-30. 8. 01) 

Aus Löbau und dem Umkreis sind rd. 100 Personen zur Entgegennahme der Entschädigung berechtigt. Die meisten der Berechtigten sind ehemalige Häftlinge des Lagers Potulic. Dies ist schon der zweite Aufruf in dieser Angelegenheit, die Bank PKO hat sich mit Geld und einem zusätzlichen Schalter darauf vorbereitet, um die Menschen ohne Warteschlangen abfertigen zu können. Bei der l. Auszahlung wurden im Löbauer Raum 9 Personen berücksichtigt.

Hilfe für die Überschwemmungsgebiete. (Glos Lub., Nr. 35,31. 8.-6. 9. 01) 

Wie in ganz Polen wird auch in Löbau für die Hochwassergeschädigten in Südpolen gesammelt. Die Landwirte spenden Getreide, die anderen Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens, Kleidung, und vor allem Bettzeug und Reinigungsmittel, aber auch Mineralwasser. Es sind bisher schon zwei Transporte nach Ostrowo Swietokrzyskie und Nowy Targ abgegangen. Der 3. und letzte Transport wird zusammen mit Deutsch Eylau durchgeführt, da sich ein eigener Transport nicht mehr lohnt. Vor 4 Jahren, beim Hochwasser 1997, waren die Menschen freigiebiger, aber da hatte sich auch die Kirche eingeschaltet. Von den Bauern werden 100 t Getreide erwartet, die aus 17 Gemeinden kommen und die zu Viehfutter verarbeitet, in die betroffenen Gebiete geschickt werden. Es wird extra betont, daß sich darin kein Tiermehl befindet.

Besonders an alle Löbauer !!

 Auf dem anliegenden Überweisungsträger war bisher als gesonderter Posten die Spende für die Johannes-Kirche in Löbau ausgewiesen.
Im Laufe der Jahre kamen darauf mehr als 11.000,00 DM zusammen, die dem zuständigen Pfarrer und Bauherrn, Ks. Proboszcz Tadeusz Breza übergeben wurden.
Pfarrer Breza bedankt sich ausdrücklich, auch im Namen seiner Gemeinde, für die geleistete Hilfe.
Auch die regionale Zeitung verfolgt diese Vorhaben interessiert und erwähnt auch mehrfach die Hilfe aus Deutschland, sei es nun von privater Seite oder von Seiten der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit.
Bei meinem letzten Besuch in Löbau, im Juni 2001, kündigte Pfarrer Breza das Ende der Renovierung für Ende November 2001 und die endgültige Einweihung, das Schiff wird seit zwei Jahren für Gottesdienste genutzt, für Anfang Dezember 2001 an.
Ich sagte dem Pfarrer, daß wir mit Beendigung der Renovierung unsere Sammlung für dieses Projekt einstellen und es einem anderen Schwerpunkt zuwenden würden.
Ich würde gern sehen, wenn wir neben der polnischen Erinnerungstafel auf dem ehem. evangelischen Friedhof eine eigene Tafel aufstellen würden zum Gedächtnis an alle diejenigen, die heute noch unter dem Rasen des Parks liegen.* Pfarrer Breza sagte mir hierbei jede erdenkliche Hilfe zu. Ich bitte Sie nun dämm, dem neuen Projekt dasselbe Interesse wie der Kirche entgegenzubringen, vor allem diejenigen, deren Angehörige noch dort ruhen.
*(s.h. D.D., Nr. 98/01. Seite 24)

Und nun noch an alle Landleute.

In Neumark hat eine Befragung ergeben, daß zum bedeutendsten Neumarker des 20. Jahrhunderts" der Arzt Dr. Friedrich Lange aus Lonkorrek ermittelt wurde. Ihm, dem Stifter des Neumarker Krankenhauses und Wohltäter seines Heimatkreises, soll nun an seinem Grabe ein Gedenkstein mit deutscher und polnischer Inschrift errichtet werden. Dieses Bekenntnis zu einer toleranten Vergangenheitsbewältigung sollte auch für uns Anlaß sein, uns dazu zu bekennen und zu unterstützen. Wer sich daran beteiligen will, kennzeichne seinen Beitrag auf o.a. Überweisungsträger mit dem Stichwort Neumark.
Für das Projekt Gedenkstein auf dem Löbauer Friedhof gilt das Stichwort Löbau.

Rudolph Orlovius


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