Heimatbrief des Kreises Neumark/Westpreußen
Löbau/Westpr. (Lubawa) Neumark/Westpr. (Nowe Miasto Lubawskie) |
Redaktion: Rudolph OrloviusAm Spitzkamp 8
D - 31195 Lamspringe Tel.: 05183-1718
Die hier genannten 1000 Jahre sind kein imaginärer Zeitabschnitt, sondern es ist exakt das Jahrtausend von 1000-2000 u. Z. Wir sollten in diesem letzten Jahr unseres Jahrtausends und mit dieser
letzten Ausgabe im Jahr 1999 unseres Heimatbriefes diese Tatsache würdigen,
auch berücksichtigen, daß sich die Arbeit unseres Heimatkreises
im letzten Jahr besonders mit dem Verhältnis zu unseren Nachbarn beschäftigt
hat. Erstmalig waren Gäste, auch offizielle, aus Polen beim Heimatkreistreffen
und bekräftigten damit die Vertiefung und Intensivierung der Beziehungen.
Diese hat es zwar immer gegeben und da wir heute auf einen langen Zeitraum
zurückblicken, wollen wir uns kurz erinnern:
Über seinem Gnesener Grab und Vermächtnis kam es im Jahre
1000 zu einem der bedeutendsten Akte der frühen deutsch-polnischen
Beziehungen. Kaiser Otto III. unternahm es, die wechselnden Beziehungen
zwischen dem Reich und Polen im Rahmen einer Erneuerung des Imperiums -
renovatio imperii Romanorum - durch eine umfassende Dauerlösung zu
ordnen.
Das damalige gute Verhältnis zwischen Polen und Deutschland spiegelt sich, wenn auch erst 200 Jahre später dargestellt, insbesondere in dem Stifterpaar Hermann und Riglindis, dem Markgrafen von Meißen und seiner Gemahlin, im Westchor des Naumburger Domes, wider (s.h. unser Titelbild). Das fröhliche Gesicht der polnischen Fürstentochter Riglindis, der Tochter Boleslaw Chrobrys (geb. 988, verh. 1002 u. gest. 1015) läßt nicht nur auf ein glückliches Leben, sondern auch auf die entsprechenden Beziehungen zwischen beiden Völkern schließen. Diese Beziehungen blieben auch über die weiteren Jahrhunderte ausgeglichen.
Eine Erzfeindschaft, wie sie gegen Frankreich aufgebaut wurde, gab es nicht.
Zwar gab es zunächst Spannungen über die dazwischen lebenden
Elbslawen, die Gründung
Den Staaten ging es damals zur Erreichung ihrer Macht um Landbesitz und Bevölkerungszahlen, unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit. M.E. muß man auch die Kontroverse Polens mit dem Deutschen Orden unter diesem Aspekt sehen. Es war kein Kampf gegen Deutsche, sondern gegen eine Kongregation, die durch ihr Militär-, Wirtschafts-, Handels- und Finanzpotential Polen den Zugang zur Ostsee und damit die Teilnahme am Erfolg der Hause verwehrte. Auch die Sächsischen Kurfürsten als Könige von Polen oder die Inanspruchnahme großer Teile polnischen Landes im Zuge der Teilungen Polens sind in diese Rubrik einzuordnen. Das Schicksal polnischer Flüchtlinge und Internierte als Folge der polnischen Aufstände im 19. Jahrh. löste in Deutschland geradezu eine Poleneuphorie aus. Auch die Werke polnischer Emigranten dieser Zeitspanne, wie Mickiewicz und Sienkiewicz lassen auf freundliche Gesinnung zu Deutschland schließen. Erst das erwachende Nationalgefühl Anfang des 19. Jahrhunderts, sowie der daraus resultierende Kulturkampf und eine unglückliche, oft falsch interpretierte Ansiedlungspolitik, verhärtete die Fronten zwischen den Völkern. Das führte am Ende des 1. Weltkrieges bei der Entstehung des polnischen Staates, bei seinen nachfolgenden Minderheitenproblemen und zu Beginn und während des 2. Weltkrieges zu den bekannten Kontroversen, an deren Beseitigung wir bis heute arbeiten. Und das es gelingen wird, dafür mehren sich die Zeichen. Den zaghaften Versuchen der 50er und 60er Jahre folgte nach den Warschauer Verträgen die Masse der Heimwehtouristen, die Versuche der Kirche und der Wissenschaft nach Konsens und Wahrheit. Zusammenkünfte, Seminare und Symposien auf verschieden Ebenen brachten die Völker und ihr Verständnis füreinander näher. Das letzte Jahr brachte die Aufnahme Polens in die NATO und wir hoffen nun, daß im Jahre 2000 wiederum ein Ereignis eintreten möge (Aufnahme Polens in die EU), dessen Nachhall man wiederum noch in 1000 Jahren hören könnte. Und wie Pastor i. R. Helmut Steege seine Predigt am Pfingstsonntag 1999 in Hude Schloss, wollen auch wir mit den Worten Dietrich Bonhoeffers schließen: "Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiß an jedem neuen Tag." Rudolph Orlovius
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Nachrichten aus dem ehemaligen Kreisgebiet Neumark/Westpr.
Im Presbyterium der Johannes-Kirche in Löbau v.l. Edmund Tessmer, Heinz Brandt, Restaurator Herr Nowakowski und Willi Kalwa Foto Alfred Brand
Auf dem Gelände des ehemaligen Schlosses werden von der Lodzscher Universität umfangreiche Grabungen und Untersuchungen ausgeführt. Aufgrund der noch vorhandenen Keller und Fundamente soll eine Rekonstruktion des Innenaufbaues des Schlosses erstellt werden. Über die äußere Ansicht, einer Burg im Konventhausstil ähnlich wie Mewe und Rheden, ist man sich im klaren, aber über die Gestaltung und Nutzung der einzelnen Flügel will man sich nunmehr Klarheit verschaffen.
Ausgrabungen auf dem Schloßgelände in Löbau
Im Jahre 1998 feierte das Löbauer Gymnasium sein 125-jähriges Jubiläum, bei dem alle geschichtlichen Zeitabschnitte berücksichtigt wurden. Nach dem Wiederaufbau nach 1945 und verschiedenen Erweiterungsbauten beherbergt das Gebäude jetzt wieder eine vollständige höhere Lehranstalt Ein erfreuliches Zeichen eines realistischen Geschichtsbewußtseins in der Region, ist die mehrfache Rückbesinnung auf Gründung und Bedeutung vieler Städte. Neben den Gründungsjahren auf der Grundlage des Kulmer Rechts, wird auf die ältesten Gebäude, oft die Burgen und Anlagen des Deutschen Ordens hingewiesen und erläutert. In den letzten Ausgaben bin ich auf Hinweise auf Gollub, Osterode, Lötzen, Ortelsburg Mohrungen, den Oberländischen Kanal und die Kemsdorfer Höhe, gestoßen.
Eine weitere erfreuliche Tatsache ist die Förderung der Bildungspolitik. Immer wieder werden, z. T. sehenswerte Schulneubauten in den Dörfern der Umgebung von Löbau vorgestellt, z.B. Rosenthal, Samplau, Zlottowo u.a.m. Rudolph Orlovius
Das Gymnasium (erneuerter Umbau) in Löbau
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