Dr. Dr. Friedrich Lange (1849-1927), berühmter Arzt und Gründer des Neumarker Krankenhauses

         Der Drewenzbote !

      Heimatbrief des Kreises Neumark/Westpreußen 
       und seiner Stadt- und Amtsbezirke



 Nr. 112   Juni 2008
 

   Löbau/Westpr. (Lubawa)
  Neumark/Westpr. (Nowe Miasto   Lubawskie)
 

Redaktion: Prof. Stephan Freiger, 

Hannelore Freiger und Superintendent Rudolf Steege


 

  

Liebe Landsleute!

Daß der erste Drewenzbote 2008 später als der der vergangenen Jahre zu Ihnen kommt, hat einen, wie mir scheint, gewichtigen Grund: In Neumark gab es Anlaß, in den vergangenen 2 Monaten zweimal zu feiern:

am 16./17. Mai das 190-jährige Bestehen des Kreises

am 11./12. Juni das 100-jährige Bestehen des Kreiskrankenhauses, seine Erweiterung und Namens-gebung seines Gründers Dr.Dr.Friedrich Lange (Lonkorrek).

Das soll Ihnen nicht vorenthalten werden.

Doch zuvor einen wichtigen Hinweis: Bitte beachten Sie die Einladung zur Vorstands- und Beiratssitzung auf  S. 20   ! !

Ihr  Stephan  Freiger

   Heimatkreisvertrete

 

 

      

Feier zu 190 Jahren Kreis Löbau-Neumark

 

Landrat Stanislaw Chajka eröffnet die Festveranstaltung

 

Zum 190-jährigen Bestehen des Kreises erwähnte Landrat Stanislaw Chajka unter anderem: „In der Geschichte des Kreises wird zum erstenmal ein Jubiläum festlich begangen.  Das 100. Jubiläum war in der Zeit des ersten Weltkrieges, und im Jahre 1968 wurde das 150. Jubiläum von niemandem erwähnt.

Ich meine, dass die heutige Jubiläumsfeier eine gute Gelegenheit ist, um wenigstens teilweise 190 Jahre des Löbauer Kreises zusammenzufassen.“

Die Nationalitätenfrage ansprechend, bezog er sich auf einen Schulstreik:

 „Ein prächtiges Beispiel für die Verteidigung des Polentums in unserem Kreis war der Schulstreik in den Jahren 1906-1907, der in der Volksschule in Sumin begonnen hat, dann entwickelte er sich im ganzen Kreis“. (siehe dazu auch: „190 Jahre Kreis Löbau/Neumark“ S.9)

„In jener Zeit entwickelte sich auch die polnische kulturelle Bewegung, es sind polnische Banken und Chöre entstanden. Auf dem Lande wurde diese Tätigkeit in katholischen Pfarrgemeinden geführt.

Mit Begeisterung hat man im Jahre 1919 die Nachricht über die Beendigung des ersten Weltkrieges und den Anschluss des Löbauer Kreises an den Polnischen Staat empfangen. Hier muss der erste polnische Landrat, Dr. Med. Teofil Rzepnikowski, erwähnt werden. In den Jahren zwischen den beiden Kriegen war das Engagement der Einwohner des Kreises,  das Polentum auf diesen Gebieten zu gestalten, sichtbar.

Es kam leider die nächste Katastrophe – der zweite Weltkrieg. Die Okkupation machte sich im Leben der Einwohner des Löbauer Kreises fühlbar. Viele  Gedenkstätten für ermordete Einwohner des  Löbauer Kreises sind dessen sichtbares Zeugnis.

1945 begann im Löbauer Kreis der Wiederaufbau nach den Kriegszerstörungen, es kam zur Normalisierung des täglichen Lebens.

Aber nicht alles war in jener Zeit akzeptabel und realistisch und entsprach den Erwartungen, wovon wir in lokalen Berichten lesen können.

Wir leben jetzt im Frieden, in normaler Situation. Wenn wir das Lebensniveau von früher mit unserem vergleichen, können wir der Vorsehung dankbar sein, dass sie auf uns aufpasst.

Jetzt möchte ich an unsere ausgezeichneten Persönlichkeiten erinnern, die sich mit goldenen Lettern in das Buch der Geschichte des Löbauer Kreises eingetragen haben.  Dr. Friedrich Lange – der Stifter des Krankenhauses, Dr. Teofil Rzepnikowski – der Volksaktivist aus Löbau, der Priester Jan Batke aus Radomno – der grosse Patriot und Aktivist, der Priester Antoni Hunt – Gründer des Gymnasiums in Kurzętnik und Nowe Miasto, Dr. Jan Łabujewski – Lehrer am Gymnasium in Löbau, Dr. Juliusz Lange – Lehrer am Gymnasium in Neumark. Es gibt noch mehr Namen, die man erwähnen könnte, sie sind in Lexika über das Löbauer Land zu finden, in Büchern, die von den Stadtämtern in Löbau und in Nowe Miasto veröffentlicht wurden.

Die Grenzen des Löbauer Kreises haben sich einige Male in diesen 190 Jahren geändert. Der Löbauer Kreis war ein ziemlich großer Kreis, in dem circa 150 Orte lagen. Zum Kreis gehörten Ortschaften, die jetzt in den Gemeinden Biskupiec, Lubawa, Rybno, Zbiczno, Lidzbark, Ostróda, Stadt Lubawa, Grodziczno, Kurzetnik und Nowe Miasto zusammengefasst sind. Die Kreisstadt war Neumark und im Jahre 1919 Löbau. Der Kreis hat einige Male die Wojewodschaft gewechselt, wovon bestimmt die eingeladenen Vortragenden sprechen werden.

Der am Rande der Woiwosdchaft Ermsland-Masuren liegende Kreis ist nicht tiefste Provinz, weder im Bewusstsein der Einwohner, noch in der Ansicht der kommenden Gäste. Die sich stark entwickelnden Gemeinden sind sein Vorteil.

Im August 2001 hat der Neumarker Kreis den Vertrag über die Zusammenarbeit mit dem deutschen Kreis Oldenburg unterschrieben. Im Rahmen der Woiwodschaft Ermsland-Masuren ist die Zusammenarbeit mit einer italienischen Region angeknüpft worden.  Viele Gemeinden des Neumarker Kreises haben Verträge über eine Zusammenarbeit mit deutschen und litauischen Gemeinden auf wirtschaftlichem, kulturellem Gebiet und im Schüleraustausch.

Am 1. Januar 1999 ist der Neumarker Kreis gebildet worden. Sein erster Landrat war Zbigniew Muchliński, der nächste Landrat war Wacław Derlicki – der heutige Bürgermeister in Brodnica (Strasburg).

Ich denke, dass die gegenwärtige Situation und Tätigkeiten der Gemeinden im Neumarker Kreis die Absichten  der Vorgänger erfüllt. Obwohl schon viel getan worden ist, gibt es noch viele Herausforderungen zu realisieren, die nach dem Beitritt zur EU entstanden sind. Es gibt Erfordernisse der EU und auch soziale Ansprüche, die der Kreis mit der Verwaltung und mit dem Kreisrat realisieren will.

Landrat Frank Eger, Oldenburg, führte u.a. aus:

„Wie wir alle wissen, hat der Landkreis Oldenburg schon seit längerem freundschaftliche und partnerschaftliche Verbindungen zu Ihrem Landkreis Nowomiejski. Vor fast genau vier Jahren, am 05. Mai 2004 haben wir hier in Polen feierlich den Partnerschaftsvertrag unterzeichnet.

Partnerschaften wie diese sind ein ideales Forum, das Aufeinander-Zugehen auch selbst zu erleben und sogar mitzugestalten. Sie bieten den Bürgerinnen und Bürgern beider Seiten die Chance, sich zu engagieren und ein Stück weit an globaler Verständigung mitzuarbeiten.

Landrat des Kreises Oldenburg, Frank Eger,  bei seiner Rede,

gedolmetscht von Aneta Redmannaus Hude

 

Ganz kurz möchte noch einmal auf die Anfänge dieser Verbindungen eingehen. Im Jahre 1972 hat der Landkreis Oldenburg, durch die übernommene Patenschaft für die in der Bundesrepublik Deutschland lebenden früheren Einwohner des Kreises Neumark, Westpreußen, erste Kontakte zu der Bevölkerung des ehemaligen Kreises geknüpft und diese gepflegt.

 In den folgenden Jahren haben bei uns im Landkreis regelmäßige Treffen stattgefunden. Daraus haben sich freundschaftliche Verbindungen entwickelt.

1999 haben sich erstmals Jugendliche aus dem Landkreis Nowomiejski und dem Landkreis Oldenburg zu einem gemeinsamen Zeltlager in Hude getroffen. Dabei haben Vertreter beider Kreise die Möglichkeit einer Zusammenarbeit erörtert. Und das, meine ich, war eine gute Idee.

Der Landkreis Oldenburg wurde 2001 zu einem ersten Treffen in Ihren, meine sehr geehrten Damen und Herren,  wunderschönen Landkreis Nowomiejski eingeladen. Leider war ich selbst nicht dabei. Aber von allen Seiten wurde berichtet, wie herzlich dieser Empfang war.

Noch im August des Jahres 2001 fand ein Gegenbesuch im Landkreis Oldenburg statt.  Bei diesem Treffen wurde bereits eine Verständigungserklärung, die die Zusammenarbeit in den Bereichen Jugend, Sport und Wirtschaft fördert, unterzeichnet.

Bei einem weiteren Besuch im Jahre 2002 im schönen Landkreis Nowomiejski ging es hauptsächlich um Fragen zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Damals unterzeichneten die Wirtschaftskammer mit Sitz in Biskupiec (Bischofswerder) und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Oldenburg eine Kooperationsvereinbarung, um die partnerschaftliche Zusammenarbeit aufzubauen. 

Im August 2007 besuchte uns eine Delegation zu den Land-Tagen-Nord und anschließend schnupperten Mitarbeiter aus Ihrer Verwaltung für einige Tage die deutsche Arbeitsluft.

Im vergangenen Jahr war eine polnische Delegation mit Unternehmerinnen und Unternehmern bei uns im Landkreis um sich über ihre Branchen zu informieren.

Auch die Treffen zwischen Jugendlichen beider Landkreise, die stattgefunden haben, waren ein voller Erfolg. Mittlerweile konnten schon viele Kontakte  zu Schulen, zu Betrieben und Institutionen geknüpft werden.

Wir wünschen uns, dass die bisherigen Beziehungen intensiviert und ausgebaut werden.“

 

Andrzej Korecki, Neumarker Historiker,

 sprach über den Löbauer - Neumarker Kreis.

„Bis 1818 gehörte das Löbauer Land zum Michałowski Kreis (Woiwodschaft Chełmińskie). Um die Wende des 18. und des 19. Jahrhunderts wurden Löbau und Neumark zu kleinen, nicht besonders reichen, Provinzstädtchen (Folgen des Durchzuges der Truppen von Napoleon).

Am 1. April 1818 kam es zu einer neuen Einteilung von Westpreußens. Es wurde damals der neue Löbauer Kreis gebildet, im Regierungsbezirk Kwidzyń (Marienwerder). Sitz der Behörden war Neumark.

Die Entscheidung über den Anschluss des Löbauer Kreises an Polen, vom 28. Juni 1919, hat die Bevölkerung mit Begeisterung aufgenommen. Der erste polnische Landrat war Dr. Med. Teofil Rzepnikowski aus Löbau. Der Landrat war für die öffentliche Sicherheit auf dem Gebiet der Stadt und des Kreises verantwortlich. Jeder Landrat arbeitete mit der Verwaltung, nach 1935 mit dem Rat zusammen. Das ausführende Organ war die Kreisabteilung mit dem Landrat.

Der Löbauer Kreis, obwohl arm, bemühte sich, gut seine Pflichten zu erfüllen, dank des nationalen Bewusstseins, am Rande der Republik Polen. Die Zusammenarbeit Löbau-Neumark war damals vorbildlich, z.B. im kulturellen Leben. Eine grosse Rolle in der Integration der beiden Städte spielten die sich gut entwickelnden Gesellschaften in den Bereichen der Musik, der Kultur und des Sports (vor allem Kegelnklubs), die örtliche Presse (Drewenz, Löbauer Stimme) und Pfarrorganisationen.

 

1941 kam es zur Änderung des Namens des Kreises. Er hieß nicht mehr Löbauer-, sondern Neumarker Kreis.

Rede  des Neumarker Historikers Andrzej Korecki

Aufgrund der Vorschriften aus dem Jahre 1945 wurden die noch von Deutschen gemachten Teilungen abgeschafft und dadurch wurde der Zustand, der vor 1939 galt, wiederhergestellt. Der Löbauer Kreis kam in die Grenzen der pommerschen Woiwodschaft. Der erste vorläufige Landrat wurde der in Neumark bekannte Aktivist Bolesław Jentkiewicz.

Schon im Dezember 1946 haben die Diskussionen während der Sitzungen des Rates zum Thema der Änderung des Namens in „Neumark an der Drewenz“ begonnen. Es wurde auch über einen Wechsel des Sitzes des Landratsamtes nach Löbau diskutiert.

Der damalige Landrat – Stanisław Przybysz – war der Meinung, dass ein Wechsel des Sitzes nicht in Frage komme, denn Löbau habe kein entsprechendes Gebäude, und eine eventuelle Neueinrichtung des Gebäudes das das Lehrerseminar beherbergte, wäre zu teuer. Außerdem hatte Löbau nicht genügend  Wohnungen für Beamte  und lag überdies am Rande des Kreises.

Bild von den in Polen so beliebten Ritterspielen anlässlich des Volksfestes zum 190-jährigen Bestehen des Kreises

 

Seit dem 12. März 1948 galt der amtlich gegebene Name „Neumarker Kreis“. 1950 kam der Neumarker Kreis in die Woiwodschaft Allenstein – das erste Mal in der Geschichte von Löbau und Neumark.

Am 1. Juni 1975 trat das Gesetz über die zweistufige Verwaltungsteilung im Land in Kraft, und im Zusammenhang damit wurden die Kreise abgeschafft. An Stelle der bisherigen 17 Woiwodschaften und 2 Städte wurden 49 neue Woiwodschaften gebildet. In der Woiwodschaft Allenstein blieben aus dem ehemaligen Neumarkerkreis die Gemeinde und die Stadt Löbau. Neumark, mit den Gemeinden Biskupiec (Bischofswerder), Grodziczno (Grodden), Kurzętnik (Kauernik) und Nowe Miasto Lubawskie (Neumark), kamen in die neu gebildete Thorner Woiwodschaft.

Seit 1999 ist Nowe Miasto Lubawskie die Kreisstadt, und Löbau gehört zum Kreis Iława (Deutsch-Eylau).

(Seit 1920 war der Name unserer Stadt  Nowemiasto-Pommern, amtliche Änderung seit 1937 – Nowe Miasto Lubawskie)

 


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