Totgesagte leben länger - oder: Die Feste feiern wie sie fallen!
Es hat große Verwunderung anläßlich
der außerordentlichen Bundesversammlung der Landsmannschaft
Westpreussen im
Juni 99 in Münster gegeben - der Heimatkreis Neumark, eigentlich
schon der Agonie geziehen - macht von sich reden.
Pfingsten 1999 feierte er sein 50-jähriges
Bestehen - und wie. Es gab ein Fest mit neuem Anspruch , zukunftsweisend.
10 Tage dauerte es und endete mit dem Heimatkreistreffen, natürlich in Hude, der langjährigen Tagungsstadt
der Neumarker im Patenkreis Oldenburg.
Und so lief es ab:
Vom 15. - 25. Mai war Hude Schauplatz
einer deutsch-polnischen Jugendbegegnung. Auf dem Gelände
des noch nicht eröffneten Waldschwimmbades
entstand unter der Ägiede der Kolpingfamilie und der Kolpingjugend
ein Jugendzeltlager - (Zeltplatz und auch das Gros der Zelte
stellte die Gemeinde kostenlos zur Verfügung) - ein vorübergehendes
Quartier für 30 Schülerinnen und Schüler aus Polen mit ihren Lehrerinnen
- sowie deutschen Jugendlichen. Die polnischen Jugendlichen kamen
aus dem ehemaligen Kreis Neumark und waren in vier Schulen in
Löbau bzw. Neumark zu diesem Treffen ausgewählt worden.
Die deutschen Jugendlichen - zahlenmäßig
über 30, übrigens im gleichen Alter wie die polnischen,
nämlich zwischen 14 und 18 Jahren - gehörten dem Heimatkreis
an bzw. kamen in ihrer überwiegenden Zahl aus Hude.
Die Idee - ihr lag der Gedanke zugrunde,
an der Basis die Politik der Völkerverständigung zwischen
Deutschen und Polen zu unterstützen - hatte einen
Vater.
Das das gelang, so wie es gelang, kurz:
der Erfolg kennt einige Mütter und Väter
:
- Das Deutsch-Polnische Jugendwerk (DPJW) , Geschäftsstelle
Potsdam;
- Den Landkreis
Oldenburg, vertreten durch Herrn Oberkreisdirektor Wolfgang Haubold
und seinen engagierten Vertreter, Herrn Leitenden
Kreisverwaltungsdirektor Frank Eger;
- Die Gemeinde
Hude, vertreten durch Bürgermeister Axel Jahnz und ihren
überaus engagierten Mitarbeitern, den Herren Uwe Schubert,
Karl.G. Keller, Robert Otte und Ulrich von Maydell;
- Die Huder
Kolpingfamilie, ihren Vorsitzenden Siegfried Wittich, ganz besonders
ihren Leiter der Jugend, Herrn Jörg Kreusel und Herrn Joachim
Friske;
- Nicht zu
vergessen all´ jene, ohne deren Bereitschaft , ihren Part
des Programms zu tragen, das Jugendprogramm so nicht zustande
gekommen wäre;
- Natürlich
bedurfte es für das Zustandekommen des Begegnung eines nicht
unerheblichen Engagements von polnischer Seite - Das wurde vom
Deutschen Verein Neumark (Bund der Bevölkerung deutscher
Volkszugehörigkeit, Ortsgruppe Neumark) insbesondere den
Vorstandsmitgliedern Herrn Jan Ìugiewicz
und Herrn Edmund Tessmer und der Lehrerin Frau Joanna Kardela
erbracht;
- Es versteht
sich von selbst, daß die Vorbereitungen und die organisatorische
Durchführung in den Händen des Ideengebers, des Vorsitzenden
des Heimatkreises
, Prof. Stephan Freiger, und Hannelore Freiger, Christel Hautum-Freiger
sowie Volker Settels lagen.
Jugendprogramm
Am Samstag,
den 15. Mai 99 - gegen 14 Uhr - trafen die polnischen Jugendlichen
in Hude ein - sie waren am Vortag um 21 Uhr in Nowe Miasto Lubawskie
(Neumark) abgefahren - wurden vom Heimatkreisvertreter und dem
deutschen Leitungsteam des Heimatkreises, sowie den deutschen
Jugendlichen, die auch im Zeltlager kampierten, empfangen und
konnten als erstes ihre Zelte beziehen und bei Kaffee und Kuchen
erste Kontakte knüpfen.
Der Bürgermeister
der Gemeinde Hude,
Herr Alex Jahnz, , ließ es sich nicht nehmen, gemeinsam
mit seinen Mitarbeitern, den Herren Schubert, Keller und Otte
gegen Abend die Teilnehmer des Jugendtreffens zu begrüßen.
Die Gemeinde
Hude und ihre Umgebung von einem Bus aus zu erkunden, war am
nächsten Tag, nach einem Gottesdienstbesuch, ein wichtiges
Anliegen. Die Gemeinde Hude stellte ihn zur Verfügung und
eine Dame des Verkehrsvereins übernahm die kundige Gestaltung
der Fahrt.
Gleich am darauf
folgenden Tag erfolgte
ein Besuch im Rathaus Hude, um die demokratischen Institutionen
einer Gemeinde und die Funktion einer Gemeindeverwaltung kennenzulernen.
Herr Uwe Schubert von der Gemeindeverwaltung referierte.
Wie ein deutsches
Bundesland politisch organisiert ist, konnte bei einem ganztägigen
Besuch in Bremen erfahren werden.
Staatsrat Dr. Hoppensack gab einen Empfang im
Rathaus und hielt einen
Vortrag zur Geschichte der Stadt Bremen mit ihren internationalen
Verbindungen.
Anschließend
fand ein Empfang im Parlamentsgebäude der Bürgerschaft
statt. Im Abgeordnetensaal hielt der Öffentlichkeitsreferent
der Bremer Bürgerschaft, Herr Meyer, ein Referat über
Aufgaben und Arbeitsweise der Bremer Bürgerschaft.
Nach dem Mittagessen
wurde die Innenstadt Bremens mit Hilfe einer sogenannten
Stadt-Ralley erkundet. Die Jugendlichen teilten sich in Gruppen,
jede Gruppe bekam eine Photomappe mit markanten Punkten, die
sie finden mußte. Die Organisation lag in den Händen
der Vertreterin der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bremen, Frau
Ursula Wölchen.
Am Nachmittag
lud die Deutsch-Polnische Gesellschaft am Osterdeich zu Kaffee
und Kuchen ein und ihr Vorsitzender, Herr
Rainer Nalazek, nutzte die Gelegenheit zu einem Vortrag
über die Bedeutung und Tätigkeit der Deutsch-Polnischen
Gesellschaft.
Ein weiterer
Höhepunkt im Programm war eine Fahrt nach Wilhelmshaven
zur Bundesmarine. Es hatte unter den Teilnehmern keinen gegeben,
der schon einmal ein Versorgungsschiff von innen gesehen hatte.
Wichtig für die politische Bildung war ein Vortrag des Obermaats
für Öffentlichkeitsarbeit der Bundesmarine über
die Bundesmarine, ihre Struktur und ihre Aufgaben im Rahmen des
Nato-Bündnisses. Der Obermaat betreute die Gruppe während
ihres Aufenthaltes im Stützpunkt, begleitete sie also auch
auf einer Bootsfahrt durch den Hafen.
Da es für
die polnischen Jugendlichen interessant war, auch eine deutsche
Schule von innen kennenzulernen und am Unterricht teilzunehmen,
war ein ganzer Vormittag für den Besuch der Realschule Hude,
am Huder Bach, vorgesehen. Die Schulleitung und das Lehrerkollegium
- ganz besonders Frau Reinig - hatten sich so vorzüglich
vorbereitet, daß die polnischen Jugendlichen und ihre Lehrkräfte
von der ganzen Veranstaltung angetan waren, besonders, weil jeder
von ihnen einen deutschen Schüler als Betreuer
hatte, den er am Vorabend kennenlernte und damit Berührungsängste
gar nicht aufkamen.
Ein ganz anderes
Erlebnis war der Besuch des Huder Bildhauers Schulz in seinem
Atelier. Der Künstler verstand es, auf die Teilnehmer einzugehen
und ihnen sein Anliegen zu vermitteln.
Einen Eindruck von einer deutschen Großstadt,
nämlich Bremen, hatten die polnischen Jugendlichen schon
bekommen, wie eine Kleinstadt aussehen kann, sollte ihnen Oldenburg
vermitteln. Nach dem Besuch des Naturkundemuseums durfte jeder
selbst die Altstadt entdecken und durchaus auch die Kaufhäuser.
Und daß Bürgermeister Jahnz
die Teilnehmer des Zeltlagers auch noch zu einem offiziellen
Empfang in´s Huder
Rathaus einlud, fand man echt geil.
Es liegt auf der Hand - die Tage waren
so gut wie ausgefüllt. Wo es noch Lücken
gab, ging es ins Schwimmbad, auf den Pferdehof, auf den Golfplatz
oder es wurde auf dem Zeltplatz gespielt oder/und gesungen.
Und die Abende?
Sie wurden genutzt, um über die deutsch-polnische
Geschichte zu diskutieren. Hilfreich
- quasi zum Einstieg - waren die von Prof. Freiger gedrehten
und von ihm kommentierend gezeigten Videos über die
Geschichte des ehemaligen Kreises Neumark/Westpr. bzw.
ein Leben im Kreis Neumark zur polnischen Zeit zwischen
den beiden Weltkriegen.
Der polnische stellvertretende Landrat
des heutigen Kreises Nowe Miasto Lubawskie (Neumark) , Vice Starost
Stanislav Gajka war ein willkommener Gast in der Diskussionsrunde
- er war der Einladung
Prof. Freiger zum Heimatkreistreffen gefolgt und hatte
es sich nicht nehmen lassen, dem Zeltlager seinen Besuch abzustatten.
-
Die Abende wurden aber auch zu geselligem
Beisammensein genutzt: es wurde - nicht nur mit Blick auf das
Heimatkreistreffen - mit viel Freude gesungen - es wurde getanzt.
Getanzt im Jugendtreff der
Gemeinde Hude, ausgerichtet von der Jugendpflege Hude. Gesellig
ging es auch zum Abschluß des Zeltlagers zu: Der Kolpingverein
hatte zu einer Grillparty auf dem Gelände der katholischen
Kirche eingeladen. Bei dieser Gelegenheit wurde mit Pfarrer Norbert
Steffen der Gottesdienst für den nächsten Vormittag
vorbereitet, ein Gottesdienst, der vorwiegend von deutschen und
polnischen Jugendlichen aus dem Zeltlager gestaltet wurde.
Auf Einladung aus Nowe Miasto (Neumark)
werden deutsche Jugendlichen vom 22.
Juli bis 6.
August 2000 einen Gegenbesuch in Polen machen. Anmeldungen zur
Teilnahme nimmt
der Heimatkreisvertreter entgegen.
Informationen können auch über
das Internet unter www.heimatkreis-neumark.de abgerufen
werden.
Hannelore Freiger