Rückblick
mit historischem Bezug
Stephan
Freiger
Nach dem,
von der deutschen Regierung unter Hitler begonnenen,
verheerenden 2. Weltkrieg und
der erfolgten totalen Niederlage Deutschlands,
der Flucht vor der Roten Armee
und der Vertreibung der Deutschen durch die osteuropäischen
Regierungen, haben die meisten aus unserem Heimatkreis in Mittel- und
Westdeutschland Zuflucht gefunden.
Es hat 4 Jahre gedauert, bis sich die Vertriebenen
zusammenschlossen, um
Freundschaften und Bekanntschaften aus der alten Heimat weiter zu
pflegen und ihr, der
Heimat, die Treue zu bewahren. Der Heimatkreis Neumark entstand.
Vorausgegangen war die Gründung von Vertriebenenorganisationen, u.a.
am 6. April 1949 die der Landsmannschaft Westpreußen.
Der
erste Vorsitzende (Heimatkreisvertreter) des Heimatkreises Neumark
(von 1949 bis 1951) war Erich Zegnotat aus Neumark.
Ihm folgte Rudolf Steege sen. aus Petzelsdorf, der letzte
deutsche Bürgermeister von Löbau
(von 1940 bis 1945). In seiner Amtszeit entstand
der Drewenzbote. Bis heute in 114 Ausgaben erschienen. Er war
es auch, der 1973 – also 28 Jahre nach unserer Vertreibung und 24
Jahre nach Gründung des Heimatkreises, -
von Landrat Klusmann und Oberkreisdirektor Dr.
Hofmeister - laut
Beschluß des Oldenburger Kreistags von 1972 – eine Urkunde des
Landkreises über eine Patenschaft, den Heimatkreis betreffend,
entgegennahm. Sie war verbunden mit einer großzügigen finanziellen
Unterstützung der Heimatkreisarbeit, die leider in den darauf
folgenden Jahren reduziert und in der Amtszeit von Landrat Eger eingestellt wurde.
Im
September 1980, sieben Jahre nach Übernahme der Patenschaft, wurden vom Landkreis Oldenburg an der Kreisgrenze die
Kreisschilder „Landkreis Oldenburg“
mit dem Zusatz „Patenkreis
Neumark (Westpr.)“ ergänzt. Rudolf Steege sen. hat dies im
Weihnachtsdrewenzboten 1980 veröffentlicht
und auf dem folgenden Heimatkreistreffen lobend hervorgehoben.
Im
Juli dieses Jahres erhielt ich eine E-Mail von einem
Delmenhorster Bürger, der mich fragte, wo diese Hinweisschilder
geblieben seien und wer die Entfernung veranlasst habe. Ich konnte ihm
darauf keine Antwort geben, ihm nur ein Bild aus dem Drewenzboten
zuschicken. Übrigens: auch Landrat Eger, auf dem Heimatkreistreffen
konfrontiert mit dem Vorgang, zuckte die Schultern, wusste darauf
offenbar auch keine Antwort.
Viel
Arbeit hat Rudolf Steege sen. in ein Heimatbuch über den Kreis
Neumark gesteckt, das
1979 herauskam. 1983, nach 32 Jahren, übergab Rudolf Steege sen.,
zum Ehrenvorsitzenden gewählt, den Vorsitz an Rudolf Orlovius
aus Groß Lobenstein.
Orlovius
versuchte in seiner Amtszeit, neben der eingespielten
Fortsetzung der Heimatkreisarbeit, mit Heimatkreistreffen und
Erstellen des Drewenzboten,
Kontakte in die alte Heimat zu knüpfen. Das gelang ihm u.a. zu Bernhard Standara, dem Bruder des jetzigen Bürgermeisters
von Löbau.
Seit
1994 warb er für die Renovierung der ehemaligen Evangelischen Kirche
in Löbau, der Johanniskirche, Spenden
ein und konnte auch die „Stiftung für deutsch-polnische
Zusammenarbeit“ zu einem Zuschuß
für die Renovierungsarbeiten bewegen. Eine Tafel an der
Johanniskirche weist auf das Renovierungsdatum und die Geldgeber hin,
allerdings ohne den Heimatkreis zu erwähnen.
Orlovius
war, mit einer kurzen Unterbrechung 1995, als er sich von Harry
Weinreich aus Fiewo vertreten ließ,
bis 1997 Vorsitzender.
Seitdem war er – bis zu seinem plötzlichen Tod - unser
Ehrenvorsitzender.
1997
nahm ich die Wahl zum Vorsitzenden
(Heimatkreisvertreter) an. 1997 ist auch das Jahr, in dem Polen
eine neue Verfassung bekam. Mit ihr wurden die, bereits 1989 erkämpften,
demokratischen Rechte manifestiert. Das eröffnete neue Möglichkeiten.
Und
so begann ich sofort, die Versöhnungspolitik meines Vorgängers Orlovius
verstärkt fortzusetzen. Eine
Aussöhnung zwischen Deutschen und Polen - und die Schaffung von
Vertrauen beider Völker in einem vereinten Europa - schien mir am
ehesten zu gelingen, wenn man die Jugend beider Völker
zusammenbringt. Also
plante ich für 1999 ein Jugendtreffen polnischer und deutscher
Jugendlicher in Hude. Aus Neumark kamen positive Signale. Dem
Deutsch-Polnischen Jugendzeltlager in Hude stand nichts mehr im Wege.
Drei
Lehrerinnen aus Neumark und Löbau begleiteten Schüler der
Oberschulen, der
Mittelschule und der Berufsschule - Joanna Kardela war eine von
ihnen, sie war die Organisatorin in
Polen. Finanzielle Mittel für das Unternehmen bekam ich vom Deutsch-Polnischen
Jugendwerk und vom Landkreis Oldenburg. Die Gemeinde
Hude stellte das Schwimmbad-Gelände zur Verfügung und unterstützte
uns personell.
Der
Heimatkreis hatte Gelder bereitgestellt, falls die eingeworbenen Zuschüsse
nicht ausreichen würden. Dies fand nicht bei allen Mitgliedern
Zustimmung. Nicht nur das Deutsch-Polnische Jugendtreffen wurde von
manchen abgelehnt, sondern auch meine danach folgenden Bemühungen um
eine Versöhnung mit Polen. Sie
ließen es mich spüren und manch ein bitterböser Brief flatterte ins
Haus. Tenor: Ich sei zu
polenfreundlich, schließlich hätten die Polen uns doch aus der
Heimat vertrieben und uns unseres
Eigentums beraubt.
Und
so war es auch nicht verwunderlich, dass meine Versuche, Jugendliche
aus dem Heimatkreis – Enkel und Urenkel
der Vertriebenen des Kreises Neumark – für das
Deutsch-Polnische Jugendzeltlager zu gewinnen, scheiterten.
Kein einziger war dazu bereit. Deshalb war ich froh, neben drei
Jugendlichen aus der eigenen Familie, eine Lehrerin mit ihren
Schülern der Realschule aus Hude zu gewinnen.
Diese
Erfahrung hat mich darin bestärkt, den eingeschlagenen Weg weiter zu
verfolgen. Im Jahr darauf gab es ein Deutsch-Polnisches Jugendtreffen
in Neumark – wieder
organisiert von Joanna Kardela,
unterstützt von der Direktorin der Oberschule, Dr. Alina
Kopiczynska, der derzeitigen Bürgermeisterin von Neumark.
Parallel
zur Arbeit mit den Jugendlichen war es uns 1999 gelungen, zwischen den
Administrationen der Kreise Oldenburg und Neumark einen
Kontakt herzustellen. Der damalige stellvertretende, heutige Landrat
Stanislaw Czaika, der
zum Heimatkreistreffen geladen war, wurde vom damaligen Kreisdirektor
und heutigen Landrat Frank Eger
im Kreishaus empfangen. Man vereinbarte eine Zusammenarbeit.
2001 reiste eine Delegation des Landkreises Oldenburg, angeführt
von Landrat Hermann Bokelmann
und Oberkreisdirektor Wolfgang Haubold, nach
Neumark.
Im
Jahr darauf, 2002,
erfolgte der Gegenbesuch einer Delegation aus Neumark, unter
der Leitung des Landrats Waclaw
Derlicki. In
Wildeshausen wurde schriftlich eine Partnerschaft avisiert. Wie
schwierig sich die Verhandlungen über dieses Moratorium gestalteten, können die Beteiligten berichten. Zum Beispiel
durfte auf Verlangen der polnischen Seite der Heimatkreis in dem
Papier nicht erwähnt werden, obwohl doch die Aktivitäten des
Heimatkreises erst zu diesem Treffen geführt hatten. Es wurde so
ziemlich um jedes Wort gefeilscht. Wenn die Oldenburger Seite nicht so
langmütig gewesen wäre, hätte es keine Partnerschaft gegeben. Das,
was die Oldenburger da im Kleinen
erfahren haben, können die Europäer bei den Treffen der EU im Großen
erleben.
Man
blieb am Ball. Am 27. Mai 2002 wurde in der Aula der Oberschule in
Neumark eine Kooperationsvereinbarung
der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Oldenburg (WLO)
und der Wirtschaftskammer des Kreises Neumark, mit Sitz in
Bischofswerder, unterzeichnet.
Im
Mai 2004 wurde die Partnerschaft besiegelt.
Eine Tafel am Neumarker Landratsamt kündet davon. Sie wurde
uns bei einem Besuch 2006 stolz von Landrat Chajka gezeigt.
Inzwischen gibt es Partnerschaften zwischen der Stadt Neumark und Hude
und zwischen Schulen und Vereinen der beiden Kreise.
Um
die Landwirtschaft im Kreis Neumark bei der Eingliederung in die EU
zu unterstützen, habe ich einen Kontakt der Neumarker Agrarier zum Fachbereich
meiner Universität Kassel, „Landwirtschaft, internationale
Agrarentwicklung und Ökologische Umweltsicherung“ in Witzenhausen, hergestellt. Im Oktober 2003 besuchte eine Delegation aus
Neumark den Fachbereich in
Witzenhausen und wurde
durch meinen Kollegen Poppinga
in die an der Universität gelehrte ökologische Landwirtschaft
eingeführt, die Besichtigung entsprechender
Landwirtschaftsbetriebe und einer Metzgerei, eingeschlossen.
Auf
Einladung der polnischen Agrarier machte sich
2004 eine Forschungsgruppe meines Kollegen Poppinga
mit der polnischen Landwirtschaft vertraut. Eines der
Ergebnisse dieses Aufenthaltes ist eine Diplomarbeit mit dem Thema:
„Verhaltensstrategien landwirtschaftlicher Betriebe in Polen
aufgrund veränderter Rahmenbedingungen im Zuge der Integration in die
gemeinsame Agrarpolitik“. Der Kontakt ist wohl abgebrochen, für
ökologische Landwirtschaft konnten sich die polnischen Landwirte
offenbar noch nicht erwärmen.
Für
einige von uns war es eine große Befriedigung, die von Orlovius
angestrebte Beziehung zum Löbauer Teil des alten Kreises Neumark –
er gehört nicht mehr zum polnischen Kreis Neumark – zu vertiefen.
Ich erinnere an unseren offiziellen Besuch im Juni 2004 in Löbau.
Wenn
man bedenkt, dass über 7 Jahrhunderte Preußen, Polen, Kaschuben und
Deutsche zusammen lebten (– und wenn es Konflikte gab, dann in der
Regel zwischen den Herrschenden – die Volksgruppen waren, wie immer,
die Leidtragenden –) dann muß es doch möglich sein, auch im Heute
wieder zusammen zu finden, ganz besonders mit Blick auf ein geeintes
Europa. Deutschland und Frankreich sind hier Vorbild.
Gewiß,
geeint ist Europa noch längst nicht. Nationalismus – ein Ergebnis
der französischen Revolution –
feiert in einigen Ländern fröhliche Urständ, z.B. in der
Slowakei und Ungarn.
Das
slowakische Parlament hatte im Juli/August dieses Jahres
eine Ergänzung zum Sprachengesetz verabschiedet, wonach
offiziell nur die slowakische Sprache benutzt werden darf, andernfalls
drohen drakonische Geldstrafen. Ein Affront gegen ca. 10% der Bevölkerung
– mehr als 500-Tausend Ungarn – die in fast geschlossenen
Siedlungsräumen, entlang der slowakisch-ungarischen Grenze, leben.
Die ungarische Regierung protestierte ohne Erfolg.
Und
als der ungarische Präsident Laszlo Solyom zur
Einweihung einer Statue des ungarischen Nationalheiligen und ersten Königs,
Stephan dem I., in die vorwiegend von Ungarn bewohnte slowakische Grenzstadt
Komarno fahren wollte, verbot die slowakische Regierung die Einreise.
Und als der ungarische Präsident trotzdem - provokativ -
am slowakischen Grenzübergang erschien, wurde er zurückgewiesen.
Kommentar
des Vorsitzenden der Slowakischen Nationalpartei, Ján Slota,
ich zitiere: „Dies dürfte zu einem Militärkonflikt führen".
Es blieb bei gegenseitigen üblen nationalistischen Beschimpfungen.
Auch
in Polen haben bzw. hatten wir wieder extreme Nationalisten an der
Staatsspitze: Präsident Lech Kaczynski und seinen
Zwillingsbruder Jaroslaw, von 2003-2007 Ministerpräsident.
Beide führten ihre Wahlkämpfe mit Hetzparolen gegen Deutschland und
gewannen damit ihre Wahlen. Und dann gab es noch die unsägliche Außenministerin
Anna Fotyga. „Sie
überzog Deutschland mit
einem verbalen Trommelfeuer, das
seinesgleichen sucht.“ (so
die Historikerin und Journalistin Gabriele
Lesser , die in Berlin und Warschau lebt). Nach Anna
Fotyga zielt Deutschlands Politik darauf ab, Polen zu erniedrigen.
Dabei hat kein anderes Land nach
dem Krieg Polen so unterstützt wie Deutschland.
Nur
ein Beispiel: Altkanzler
Gerhard Schröder hat für Polen, bei dessen EU-Beitritt, ein
größeres Stimmgewicht – gegen den Vorschlag Frankreichs –
durchgesetzt.
Die
nationalistischen Ausfälle an der Spitze Polens, die die deutschen
Bemühungen um Versöhnung torpedieren und auch zu manchen
antideutschen Beschimpfungen gegenüber deutschen Jugendlichen und
Touristen in Polen geführt haben, bedürfen wohl doch einer ausführlicheren
Behandlung der deutsch-polnischen Geschichte, der ich mich im
Folgenden unterziehe:
Polens
Regierungschef Donald Tusk
äußerte sich anlässlich des 70. Jahrestages des
Kriegsbeginns, am 1. September dieses Jahres, wie folgt,
ich zitiere: „Man
ist auf der Westerplatte zusammengekommen, um daran zu erinnern, wer
in diesem Krieg der Angreifer und wer das Opfer war". Und
warnte davor, „die Geschichte zu vergessen oder zu fälschen“.
Ohne "aufrichtiges Gedenken und die Wahrheit" könnten
Polen, Europa und die Welt nicht sicher sein.
Er
hat völlig Recht, wenn er fordert „die Geschichte nicht zu
vergessen oder zu fälschen“, und ein "aufrichtiges
Gedenken und die Wahrheit" als Notwendigkeit für ein
friedliches Europa anmahnt.
Das
ist auch meine Meinung. Und das heißt,
man muss die Geschichte auch kennen. Freundschaft kann nur
dauerhaft entstehen, wenn die historischen Wahrheiten offengelegt
werden. Andernfalls bricht Gegnerschaft bei kleinsten Missstimmungen
auf. Und noch
problematischer sind die Gefahren, die entstehen, wenn Rechtsradikale
– bei uns die neuen Nazis – als einzige die historischen
Wahrheiten bekannt machen und sie für ihre Hetze nutzen.
Man
sollte, muss, die historischen Wahrheiten als historische Fakten - als
vergangene Geschichte - behandeln
und darf sie nicht zu politischen oder persönlichen
Auseinandersetzungen missbrauchen.
Deutschland
hat bisher als einzige
Nation seine Schulaufgaben gemacht. Wir kennen die Geschichte und
wissen nicht nur, dass Hitlerdeutschland den 2. Weltkrieg mit dem
Angriff auf Polen begonnen hat, sondern wir kennen auch viele von
Deutschen begangene Kriegsverbrechen und empfinden Anteilnahme gegenüber
den Opfern. Wo
Wiedergutmachung möglich
war, ist dies in der Regel geschehen.
Das
eben Gesagte wird nicht minimiert oder relativiert durch die
Erkenntnis, dass der 2. Weltkrieg die Fortsetzung des 1. Weltkriegs
war, wie die Wochenzeitschrift „Der Spiegel“ in ihrem Heft „Der
zweite 30-jährige Krieg“ dargelegt hat. Im übrigen hat schon Winston
Churchill
nach 1945 davon gesprochen, dass er in der Zeit seit 1914 einen
„dreißigjährigen Krieg" erlebt habe. Die
Kenntnisse der Zusammenhänge lassen es lediglich verständlicher
erscheinen, warum Hitler diesen Krieg beginnen konnte, den er
zumindest 1939 wollte.
[1938
wollte Hitler
keinen Krieg gegen Polen, sondern zusammen mit Polen gegen die
Sowjetunion kämpfen, um Lebensraum im Osten zu gewinnen. Deshalb die
moderaten Vorschläge Hitlers mit Übernahme Danzigs und Autobahn und
Bahn durch den Korridor. Weitergehende Überlegungen waren: Nachholen
der nach dem ersten Weltkrieg im Korridor (Teil Westpreußens)
verweigerten Volksabstimmung. Dabei sollte Gdingen in jedem Fall bei
Polen bleiben wie auch die ehemalige Provinz Posen.]
Der
Krieg und die Kriegsführung waren schlimm, viel schlimmer und
verheerender aber war der Rassismus des Nazi-Regimes, der seinen Höhepunkt
in dem Völkermord an Millionen Juden und Tausenden Zigeunern fand.
Das hat die deutsche
Seele, die deutsche Identität zerstört!
Es
hat 60 Jahre gedauert, bis man sich wieder ohne Skrupel traute, eine deutsche Fahne in die Hand zu nehmen (Fußballweltmeisterschaft
2008) und etwa zu sagen, „ich bin stolz, ein Deutscher zu sein“
,(Berti Vogt, Fußballstar).
Es
wird oft vergessen, dass Hitler nicht nur
unermessliches Leid
den Menschen in anderen Ländern zugefügt hat, sondern ganz besonders
dem deutschen Volk. Der verlorene Krieg brachte weiteren Verlust
deutschen Staatsgebiets (der 1. Weltkrieg kostete bereits einiges) und
die Zerstückelung Deutschlands, die Zerstörung der Städte, die
Vertreibung von 15 Millionen Deutschen aus ihrer Heimat und
8 Millionen Kriegstote – Soldaten und Zivilisten - und
darunter 2 bis 3 Millionen Vertreibungsopfer und nicht zuletzt die
Vertreibung und Ermordung einer deutschen Volksgruppe, der Juden. Ein
unwiederbringlicher Verlust deutscher Intelligenz.
Krieg
und Holocaust werden oft in Synthese gesehen. Sie haben nichts
miteinander zu tun, außer,
dass es leichter war, während
des Krieges Vernichtungslager zu betreiben, ohne dass die Mehrheit der
Bevölkerung etwas mitbekam.
1999
hat in Polen ein „Institut für Nationales Gedächtnis“, der
Gauckbehörde vergleichbar, seine
Arbeit aufgenommen. Aufgabe des Institutes ist die Erforschung von
Verbrechen gegen das Polnische Volk durch Deutschland, Russland und
die kommunistischen Regierungen. [Also nicht auch Verbrechen Polens an
Deutschen. In Einzelfällen
wurden auch die aufgedeckt.
Immerhin
wurden in Polen nach 1989 Themen,
die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg oder
die Geschichte der Deutschen im heutigen West- und Nordpolen
betreffend, teilweise aufgearbeitet und öffentlich diskutiert.]
Die
Darstellung, Polen sei
nur Opfer gewesen, bestimmt einhellig die Polnische Politik, so auch die des Regierungschefs Donald Tusk
auf der Westerplatte.
Sie
ist falsch und beherzigt nicht seine Forderung:
„die Geschichte nicht vergessen oder fälschen“.
Donald
Tusk hält sich lieber an die Vorgaben seines Vorgängers
Jaroslaw Kaczyński,
der von polnischen Regierungen verlangt, dass sie den
Polen nicht ein schlechtes Gewissen wegen der Vertreibung der
Deutschen machen dürften, sondern das schlechte Gewissen der
Deutschen auszunutzen hätten.
Und, was lehrt uns die
Geschichte!?
Polen
war in der Vergangenheit keineswegs friedfertig.
Nach
dem 1. Weltkrieg wurden im Versailler Vertrag für das, nach über 100
Jahren, wiedererstandene Polen Grenzen festgeschrieben, das
Staatsgebiet festgelegt. Und
zwar nicht nur im Westen – gegenüber Deutschland – sondern auch
mit der Curzon-Linie (benannt nach dem damaligen britischen Außenminister
Georg Curzon) im
Osten, unter Bezugnahme auf die Muttersprache der jeweiligen Bevölkerungsmehrheit,
als polnisch-russische Demarkationslinie.
Übrigens in etwa die heutige Ostgrenze Polens.
Polen war damit nicht
zufrieden. Polnische Nationalisten, angeführt von Marschall
Pilsuzki, dem späteren diktatorischen Präsidenten,
zielten im Osten auf eine Wiederherstellung des Staatsgebiets
innerhalb der Grenzen der alten Adelsrepublik Polen-Litauen – [die
vor 123 Jahren untergegangen war], zu der u.a. Litauen, Weißrussland
und große Teile der Ukraine gehörten.
Also
überfiel Polen 1920 die Sowjet-Union. Beinahe wäre das schon wieder
das Ende Polens gewesen,
denn die Rote Armee holte zum Gegenschlag aus,
drang bis zur Weichsel vor und stand so vor den Toren
Warschaus. Meine Mutter erzählte, dass sie damals mit ihren Eltern in
einem Pferdewagen bis in die Tucheler Heide, westlich der Weichsel,
geflüchtet war.
Durch
das sogenannte „Wunder an der Weichsel“, konnte die polnische
Armee die Rote Armee stoppen, sie zum Rückzug zwingen und ihrerseits
nach Osten vorstoßen. Das Wunder bestand darin, dass
die Rote Armee durch den Bürgerkrieg in Russland und der
Ukraine abgelenkt und geschwächt war.
Mit
dem Frieden von Riga, am 21. September 1920, war die
Sowjet-Union bereit, große Teile Weißrusslands und der Ukraine an
Polen abzutreten.
Auch
das genügte Polen nicht. Es überfiel Litauen und annektierte den südlichen
Teil des Landes mit der Hauptstadt Wilna (Vilnius), obgleich
Polen zwei Tage vorher, am 7. Oktober 1920, im Vertrag von Suwalki,
auf das gemischtsprachige Gebiet
rund um Wilna (Vilnius) verzichtet hatte.
Die
Litauer waren genau so „friedfertig“ wie die Polen und überfielen
1923 das Memelland mit der Hauptstadt Memel,
das – wie Danzig – eine Freie Stadt werden sollte. Die dort
stationierten französischen Besatzungstruppen griffen nicht ein,
zogen vielmehr ab.
Die
Westgrenze Polens war im Januar 1920 markiert, nachdem 2/3 der Provinz
Westpreußen mit dem Kreis Neumark, damals Löbau, an Polen übergeben
und Danzig – gegen den Willen der Bevölkerung -
zur Freien Stadt gemacht worden war.
Jetzt
lebten in Polen 30% andere Nationalitäten: Ukrainer (19%) , Weißrussen,
Deutsche (fast 4% = 1,4 Mill.; bis 1918 lebten in dem Gebiet des neuen
Polens 2,4 Mill.), Litauer und Juden (8%). Das war für die
Nationalisten nicht hinnehmbar.
Man
begann diese Zahl durch Vertreibung, Assimilation und sogar durch
Gewaltverbrechen gegen Deutsche und andere Minderheiten zu
reduzieren..
2005
erhielt ich einen Brief von
einem Mitglied des Heimatkreises,
in dem er meinen Aufsatz „Befreiung – Befreier?! -
60 Jahre nach Kriegsende“, veröffentlicht im Drewenzboten
107, u.a. wie folgt
kommentierte:
„Es
gab keinen Überfall auf Polen 1939.“
„Nachdem deutsche Friedensangebote, zuletzt noch am 29.
August 1939, von Warschau abgelehnt worden waren, hatte Hitler
sich angesichts der angriffsbereiten massierten polnischen Truppen
entschlossen, einer französischen Offensive zuvorzukommen.“
„Wie
Sie es schaffen, mit den polnischen Landräubern Freundschaft schließen
zu wollen, wobei noch nicht einmal über die Rückgabe des
konfiszierten Privateigentums verhandelt wurde, bleibt Ihr
Geheimnis.“
Starker
Tobak, schien mir.
Und
dann stieß ich bei meinen Recherchen - zufällig – auf einen
Aufsatz des Historikers
Stefan Scheil, veröffentlicht in
der „Frankfurter
Allgemeinen Zeitung“ vom 17.
Juni 2006, (Nr. 138 / S. 47):
Aus
ihm ergibt sich, dass
Polen die westliche Grenze der gewünschten Adelsrepublik – die 1920
durch Versailles ja erreicht war – nicht anerkannte, man mehr
wollte: rein deutsch besiedelte Gebiete. Es begannen sofort
Vorbereitungen für einen Überfall auf Deutschland. Der polnische
und der französische Generalstab erarbeiteten in den zwanziger
Jahren einen gemeinsamen Kriegsplan gegen Deutschland, der in einer
ersten Phase die Besetzung Danzigs sowie von Teilen Schlesiens und
Ostpreußens durch polnische Truppen vorsah. Die französische Armee
sollte, falls nötig, eingreifen. Ein gegebenenfalls später abzuschließender
Friede würde der Republik Polen eine weitere
bedeutende und von Deutschland bilateral anzuerkennende Gebietserweiterung
bescheren.
Scheil´s Recherchen
ergaben:
„Zweimal im Jahr"
hat der Polnische Diktator, Marschall, Präsident, Regierungschef
Pilsudski während des Bestehens der Weimarer Republik in Paris
angefragt, ob dort Rückendeckung für eine solche Aktion bestehen
würde.
Seine
letzte Anfrage kam 1933.
Nachdem
Pilsudski keine Unterstützung für einen Angriffskrieg
erhielt, schloß er 1934 einen Nichtangriffspakt mit Hitler.
1932 hatte er bereits einen Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion
geschlossen.
Das
hinderte, nach dem Tod Pilsudskis, 1935, seine Nachfolger
nicht, die Pläne eines Angriffskrieges auf Deutschland weiter zu
verfolgen. Der von Pilsudski eingesetzte
Außenminister Jozef Beck – auch ein Militär – bat 1936
Paris um die westliche Zustimmung
für einen Offensivschlag gegen Deutschland, den er der
französischen Regierung, trotz des bestehenden Nichtangriffspakts
mit Deutschland, anbot.
Und
zuletzt 1939 – nachdem Hitlers Vorschlag, eine
Autobahn und eine Eisenbahnlinie durch den polnischen Korridor nach
Ostpreußen zu bauen und die deutsche Stadt Danzig wieder ins Deutsche
Reich aufzunehmen, von Polen erneut – wie schon 1938 - abgelehnt
wurde, und Polen bereits im März 1939 die Mobilmachung in Gang
gesetzt hatte - habe nur
lebhafter französischer Druck die polnische Regierung davon abgehalten,
militärisch in Danzig einzumarschieren.
Ich muss zugeben: Die Ausführungen des Briefschreibers, die Historie
betreffend, stimmen mit den Recherchen Scheils überein und die
wurden bisher von niemandem bestritten.
Diese
langjährigen Versuche Polens, Deutschland zu überfallen, waren mir
bis dato nicht bekannt. Offenbar
haben unsere Historiker und Politiker über ein halbes
Jahrhundert diese Fakten unter der Decke gehalten. Mir waren nur die
Vorbereitungen Polens für einen Überfall auf Danzig bekannt, ich
lebte in Danzig:
Noch
vor Kriegsbeginn, im August 1939, wurde eine Passagiermaschine der
Lufthansa auf ihrem Linienflug Berlin-Danzig-Königsberg zweimal von
polnischer Flak beschossen.
Eines
der subversiven polnischen Gebäude – ein Polnisches Pfadfinderheim
- lag schräg gegenüber unserer Wohnung in
der Jahnstraße, in
Danzig-Oliva.
Als
die Polizei bei
Kriegsbeginn, am 1.
September 1939, das Pfadfinderheim besetzte, fand sie Waffen. Nach dem
Krieg dachte ich, vielleicht hat man den Waffenfund nachträglich
fingiert.
Ich
wurde durch ein Buch des Polen Sigmund Warminski betitelt:
„Danzig – Heimatland“, eines besseren belehrt. Darin berichtet
er, dass er als 14-jähriger Jugendlicher regelmäßig, zusammen mit
den Pfadfindern des Heims und polnischen Schülern, nach Gdingen
gefahren sei, um von polnischem Militär im Waffenumgang für
subversive Übergriffe in Danzig ausgebildet zu werden. Dazu waren
Waffen in den Danziger Stützpunkten vonnöten.
Die
allgemein bekannten Stützpunkte auf
Danziger Hoheitsgebiet waren die Westerplatte und die Polnische
Post. Allerdings gab es
insgesamt 22 polnische Stützpunkte in Danzig (siehe „Die Polnische
Post in Danzig 1939“ von Hugo Rasmus im Westpreußenjahrbuch 50
SS.15-41).
Soviel
zu den Kriegsvorbereitungen Polens gegen Deutschland und Danzig nach
dem ersten Weltkrieg.
Und
wenn dem so ist, muß ich wohl dem Briefschreiber z.T. recht geben.
Einen Überfall auf Polen hat es nicht gegeben, Hitler hat nur
als erster den Krieg begonnen. Und die polnische Regierung war hoch
erfreut. In Paris und London wunderte man sich, warum die polnischen
Botschafter die Information des Kriegsbeginns so gelassen bzw.
zufrieden aufnahmen.
Um
ein vollständiges Bild der polnischen „Friedfertigkeit“ zu
erhalten, muß man auch
die Aktivitäten gegen Deutsche im Inland - und die Übergriffe auf
deutsches Gebiet - kennen.
Polen
existierte dank
Deutschland und Österreich auf dem Gebiet des ehemaligen russischen
Teils, dem sogenannten Kongresspolen,
schon seit 1916/1917. Bei Kriegsende 1918 bestand es also schon. Im
Dezember 1918 kam es in
der damals preußischen Provinz Posen zu einem polnischer Aufstand -
dem einzigen erfolgreichen -, ausgelöst durch eine nationalistische
Rede des späteren (1919) Ministerpräsidenten und Außenministers
Ignacy Jan Paderewski in Posen.
[Paderewski
war ein bekannter
polnischer Pianist, Komponist
und Politiker. Er war einer der zwei Polen, die die polnische
Delegation auf der Friedenskonferenz in Paris anführten und für
Polen den Versailler Vertrag unterzeichneten.
Er
war es, dem unser Landsmann, Dr. Friedrich Lange - aus
Lonkorrek - durch eine
erfolgreiche Handoperation dazu verhalf, weiterhin am Klavier zu
brillieren. Lange war so enttäuscht über die nationalistische
Politik Paderewskis, dass er ihm einen missbilligenden Brief
schrieb.]
Nachdem
die aufständischen Polen, bei nur geringem Widerstand der Deutschen
- die deutsche Verwaltung war vorher schon durch einen von
Deutschen und Polen paritätisch besetzten Arbeiter-
und Soldatenrat abgelöst
worden - die Stadt Posen sehr schnell besetzen konnten, wurden gezielt
deutsche Männer verhaftet und ins Kernwerk, die Posener Festung,
verbracht.
Unsere
Familie war davon betroffen! Die
Urgroßeltern, Großeltern
und Mutter meiner Frau lebten damals in Posen. Der Großvater befand
sich unter den Männern, die ins Kernwerk verbracht worden waren. Als
das bekannt wurde, fuhr ein befreundeter polnischer Pfarrer mit einer
Kutsche zum Kernwerk und verlangte die Herausgabe dieses Mannes, was
ihm - als polnischem Geistlichen - auch gewährt wurde. Er nahm
noch zwei weitere Männer mit, und zwar die, die die meisten Kinder
hatten. Er brachte die
drei in den von Deutschen gehaltenen Teil. Die im Kernwerk
Verbliebenen wurden alle mittels
Maschinengewehr und Handgranaten umgebracht. Und am
darauffolgenden Tag mussten die Ehefrauen und Mütter die Leichen
ihrer Männer und Söhne zusammensuchen und abholen. Das war wohl das
erste größere Massaker an Deutschen.
Im
Posener Land, in Stralkowo und Szczypiorno, richteten die Polen die
ersten "Konzentrationslager" zur Internierung deutscher
Vertriebener ein. Es kam dort zu schwersten Menschenrechtsverletzungen
, Morden und unmenschlichen Quälereien ( Folter ), wie sie für
Konzentrationslager kennzeichnend sind. Allein in Szczypiorno waren
etwa 1500 Zivilisten im Alter von 13 bis 70 Jahren inhaftiert. Das
Eigentum vieler Deutscher wurde eingezogen.
In
Westpreußen wurden die Vertreibungen nicht so brutal vollzogen. Das
liegt gewiss daran, dass der
sogenannte polnische Korridor erst 1920 an Polen übergeben wurde.
Allerdings!
Die Großeltern väterlicherseits und der Vater meiner Frau
gehörten zu den Vertriebenen. Sie mussten ihren Hof in Blandau/Kreis
Kulm verlassen und alles stehen und liegen lassen. Sie waren nicht die
einzigen.
Die
nächsten großen Verbrechen fanden in Oberschlesien statt. Schon im
Winter 1918/19 schaffte das neu gegründete Polen Fakten, indem es vor
allem in Oberschlesien deutsche Gebiete besetzte. Unter Führung des
ehemaligen Reichstagsabgeordneten
Wojciech Korfanty wurde
am 16. August 1919 der "erste
polnische Aufstand" ausgerufen. Die deutsche Reichswehr
konnte ihn niederschlagen, musste aber Oberschlesien auf Verlangen der
Siegermächte des ersten Weltkriegs räumen, das Land wurde vom übrigen
Reichsgebiet abgeriegelt.
Ein
"zweiter polnischer Aufstand" traf am 20 August 1920 auf
den Widerstand deutscher "Selbstschutzverbände". Es kam zu
blutigem Gemetzel.
Gemäß
den Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages wurde die angekündigte
Volksabstimmung über die Zugehörigkeit des Landes zum Deutschen
Reich oder zu Polen am 20. März 1921 durchgeführt. Bei einer
Wahlbeteiligung von 98 % entschied sich die Mehrheit der Einwohner
(59,6 %) für einen Verbleib beim Deutschen Reich. 40,4 %, votierten für
einen Anschluss an Polen.
Nach
dem für Polen ungünstigen Abstimmungsergebnis forderte der Agitator Korfanty
seine polnische Gefolgschaft auf, Oberschlesien mit Waffengewalt zu
besetzen. In der Nacht vom 2. zum 3. Mai 1921, dem polnischen
Nationalfeiertag, wurde der "dritte, sehr gut vorbereitete,
Aufstand" ausgerufen. Planmäßiger Terror, Morde,
Brandstiftungen, Bombenattentate, Erpressungen und brutale
Misshandlungen kennzeichneten diesen Überfall. Polnische Einheiten überfielen
überdies Dörfer im Reichsgebiet und brannten sie nieder. Am 21. Mai
1921 erstürmte der deutsche Selbstschutz den Annaberg. Die am 26. Mai
1921 eingetroffenen englischen Truppen erzwangen einen
Waffenstillstand. Im übrigen wurden die sogenannten Aufständischen
von polnischen Soldaten, die dafür Urlaub bekamen, unterstützt.
Oberschlesien wurde
geteilt.
Dieses
Verhalten war für damalige Beobachter besonders unverständlich.
Schließlich hatte der polnische Staat seine Unabhängigkeit von
Russland dem Deutschen Reich und Österreich zu verdanken.
Wie schon erwähnt, wurde im Oktober 1917, auf Betreiben
Deutschlands und Österreichs, ein polnischer Regentschaftsrat und
eine polnische Regierung mit weitreichenden Kompetenzen im ehemaligen
Kongresspolen eingerichtet. Außerdem hatten Polen in Preußen und
Deutschland alle bürgerlichen Rechte. Deshalb gab es polnische
Abgeordnete im Deutschen Reichstag und im Preußischen
Abgeordnetenhaus, es gab polnische Landräte und Bürgermeister.
Zwischen
1919 und 1923 wurden vom Völkerbund 75 Beschwerden der deutschen
Minderheit in Polen anerkannt. Am 10. September 1923 stellte der
Internationale Gerichtshof fest, dass Polen das Minderheitenrecht
verletzt und den Minderheitenschutzvertrag gebrochen hatte. Selbst
französische Intellektuelle und Politiker protestierten 1924 offen
gegen den "polnischen Terror".
Im
Jahr 1926 eröffnete Polen zwei neue "Konzentrationslager",
und zwar in Bereza Kartuska und Brest Litowsk - im Osten Polens.
Im
Dezember 1931 begannen sogenannte "Freiwilligenverbände"
mit der gewaltsamen Vertreibung der deutschen Minderheit im grenznahen
Gebiet (siehe Manchester Guardian vom 12. Dezember 1931). In den
Jahren 1933 und 1936 kam es immer wieder zu Übergriffen polnischer
Verbände auf das Reichsgebiet.
Bis
Anfang 1939 registrierten allein die Auffanglager des Roten Kreuzes im
Reich etwa 12.000 Flüchtlinge aus Polen. Insgesamt sollen es 77 000
gewesen sein.
Auch
hierzu eine Information aus
der Familiengeschichte!. Mein Vater war bis 1933 in Waldeck bei Löbau
- meinem Geburtsort - 1.Lehrer. Waldeck liegt direkt an der Grenze
zu Ostpreußen. Das ermöglichte ihm, die Grenze genau zu inspizieren,
um im Falle eines Krieges nach Ostpreußen flüchten zu können. D.h.
ein Krieg wurde allgemein erwartet!
Zwischen
Mai und August 1939 -
also noch vor Kriegsbeginn - überrollte eine schwere Terrorwelle die
deutsche Minderheit. Mindestens 70
(es gibt Behauptungen es wären 15 000 gewesen ) Deutsche
wurden ermordet. Die Minderheit wandte sich sowohl an die deutschen
Konsulate, als auch direkt an den polnischen Staatspräsidenten und an
den Völkerbund.
Die
Lager Bereza Kartuska und Brest Litowsk waren mit mehreren tausend
Gefangenen überfüllt, Seuchen
brachen aus. In dieser Situation bot die Reichsregierung Ende August
erneut Verhandlungen zur Lösung der "Korridor-Frage" an.
Noch während der Verhandlungen - nämlich am 28. August 1939 -
brannten sogenannte polnische "Freiwillige" deutsche
Dörfer in Sichtweite der Reichsgrenze nieder.
Diese
Fakten hat Andreas Schneider in seiner "Vorgeschichte des
Zweiten Weltkrieges" zusammengetragen, die er in den Archiven der
ehemaligen Alliierten recherchiert hat.
Wir
wissen, am 1. September 1939 begann Deutschland den Krieg mit der
Beschießung der Westerplatte und dem Einmarsch in Polen. Aber über
die Ursachen des Kriegsbeginns sind wir nach dem Krieg von unseren
Historikern und Politikern belogen worden. Wir hatten von ihnen
gelernt:
1.) Hitler begann einen Krieg gegen einen friedlichen Staat.
(Alle polnischen Verbrechen an Volksdeutschen in Polen, alle
Grenzübergriffe wurden nicht benannt.)
2.) Für Hitlers Kriegsgrund habe die SS,
verkleidet als polnisches Militär, den Deutschen Sender
Gleiwitz in Schlesien überfallen.
3.) Hitler habe dies in seiner Reichstagsrede am 1. September
1939 auch als Kriegsgrund genannt.
Das ist falsch !
Zwar
hat es diesen fingierten Überfall auf den Sender Gleiwitz gegeben und
sogar noch zwei weitere, aber den Überfall auf den Sender hat die SS,
in Zivil gekleidet, durchgeführt.
Im,
vom Auswärtigen Amt herausgegebenen, Weißbuch werden für die Nacht
vom 31. August auf den 1. September insgesamt fünf Vorfälle mit
Beteiligung polnischer Truppen aufgeführt.
Der
später so berühmt gewordene gefälschte Überfall auf den Sender
Gleiwitz gehörte nicht dazu.
Er
wurde im Weißbuch offiziell als Aktion "polnischer Aufständischer"
eingestuft und von der deutschen Regierung nicht als Beweis für einen
Angriff polnischer regulärer Truppen herangezogen.
Das
gilt auch für die beiden anderen von der SS inszenierten Überfälle
in Pitschen und Hoflinden. Pitschen wird im Weißbuch gar nicht erwähnt,
Hoflinden wird ebenfalls als Aktion "polnischer Aufständischer"
eingestuft, nicht als Angriff regulärer Truppen.
Praktisch
die gesamte Geschichtsschreibung verfälscht die Ereignisse, indem sie
sich auf die drei Aktionen der SS beschränkt und zu den
Grenzzwischenfällen polnischen Militärs, die das deutsche Weißbuch
auflistet, schweigt.
Hitler
sagte in seiner Reichstagsrede am 1. September 1939 wörtlich : "Polen
hat nun heute nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium
auch durch reguläre Soldaten geschossen. Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen!"
Am
3. September 1939 erklärten England und Frankreich Deutschland den
Krieg. Polen hatte vorgesorgt. Auf Initiative Polens sicherten der britische
Premierminister Neville Chamberlain Polen militärische Unterstützung
zu, falls dessen Existenz bedroht werde.
Am 6. April wurde ein förmlicher Beistandspakt unterzeichnet.
Und am 13. April gelang es Polen,
die polnisch-französische Allianz zu erneuern.
Erstaunlich,
dass diese Verträge zwar gegen Deutschland Anwendung fanden, nicht
aber gegen die UdSSR. Russland begann seinen Krieg gegen Polen 17 Tage
später als Deutschland. Es besetzte nicht nur halb Polen, sondern
annektierte die drei Baltischen Staaten - Estland, Lettland und
Litauen. England und Frankreich schwiegen. Warum wohl ?
Polen
war für beide Westmächte nur ein Vorwand, um gegen Deutschland
vorgehen zu können. Ihre Beistandspflichten haben England und
Frankreich während des Polenfeldzuges nicht erfüllt, Polen keine
Hilfe geleistet.
Der
eigentliche Grund der Kriegserklärungen war: Deutschland wurde ihnen
zu stark. Es war also die
gleiche Intention wie beim 1. Weltkrieg!
Deutschland hatte - schon zur Zeit der Weimarer Republik -
gegen die Bestimmungen des Versailler Diktats, nicht nur angefangen
aufzurüsten, sondern 1936 das entmilitarisierte Rheinland besetzt und
am 12. März 1938, mit
dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich, Österreich ans
Deutsche Reich angeschlossen. [Auch ein Verstoß gegen das Versailler
Diktat! Denn die Deutsch-Österreicher durften sich nicht an
Deutschland anschließen, obwohl die provisorische Nationalversammlung
am 12. November 1918 für den vorerst "Deutschösterreich"
genannten Staat beschloss, dass das Land Teil der drei Tage zuvor
ausgerufenen deutschen Republik sein sollte.]
Des
weiteren war es Hitler gelungen, am 30. September 1938 von
England und Frankreich, im sog. Münchner Abkommen, das Sudetenland
zugesprochen zu bekommen, das er besetzte. [Im übrigen nutzten Polen
und Ungarn die Gunst der Stunde. Polen besetzte am 2. Oktober 1938 das
Teschener Olsagebiet und Ungarn einen Grenzstreifen mit überwiegend
ungarischer Bevölkerung - es ist das Gebiet, in dem gerade der von
mir vorher erwähnte Konflikt läuft - und die Karpato-Ukraine.]
Am
15. März 1939 wurde, zum Verdruss der Teilnehmer des Münchner
Abkommens, die "Rest-Tschechei" völkerrechtswidrig von der
deutschen Wehrmacht besetzt.
Eine
weitere Annexion, nämlich die Polens, hätte, nach Meinung der Westmächte,
Deutschland zu groß werden lassen,
die Hirarchie in Europa verändert. Deshalb die Kriegserklärungen
im September 1939 nur an Deutschland, nicht an die UdSSR.
Diese
europastrategische Denkweise existiert bei den europäischen Westmächten
nach wie vor.
François
Mitterand - der französische Präsident
- und Margret Thatcher - die britische
Premierministerin - waren 1989 zunächst gegen eine
Wiedervereinigung Deutschlands. François
Mitterand: "Ich mag Deutschland so sehr, dass ich gern 2
davon habe." Und Margret Thatcher, die sich am längsten
gegen die Wiedervereinigung stemmte, sagte bei einer heftigen
Auseinandersetzung mit Kanzler Helmut Kohl: "Zweimal haben
wir Krieg gegen Deutschland geführt und jetzt seid ihr wieder da".
Doch weiter in der
Geschichte 1939 bis 1945.
Auf
die Verbrechen, die während des Krieges von Deutschland begangen
worden sind, habe ich schon am Anfang hingewiesen. Daß Hitler
plante, die polnische Intelligenz zu ermorden - wie Stalin
auch -, hat unter anderen auch unser Direktor der Neumarker Oberschule
- Botho Spittler - in seinem Buch "Das höhere
Schulwesen in der 'polnischen Ecke' Westpreußens im Spannungsfeld
der Nationalitätenpolitik", veröffentlicht 1986, gut dargestellt.
Es
wurden viele Polen, vor allem Intellektuelle, umgebracht. Auch der
letzte polnische Direktor der Neumarker Oberschule, Bogumil
Hoffmann, Deutscher Offizier im 1. Weltkrieg, ein guter
Altphilologe, den Direktor Spittler versucht hatte, in der
Oberschule einzusetzen, wurde nicht geschont.
Wahr
ist aber auch, dass in den ersten Kriegstagen, bevor die Wehrmacht
einrückte, Tausende Deutsche verschleppt, in polnischen KZ`s
zusammengetrieben, misshandelt und ca.5800 ermordet wurden. Die
bekannteste Mordtat - der 358 Bromberger Einwohner (namentlich
bekannt) zum Opfer fielen - darunter 39 Frauen und 55 alte Menschen,
ereignete sich in der Stadt Bromberg. Sie ging in die Geschichte als
Bromberger Blutsonntag ein
(- Hugo Rasmus - ein gebürtiger Bromberger -
berichtet darüber in dem Buch "Pomerellen, Westpreussen. 1919-1939,
Verlag Herbig, 1989, ISBN-10: 3776615966
). Die Polen haben nach dem Krieg versucht, dieses Verbrechen unter Hitlers
Teppich zu kehren. Der polnische Historiker
Prof. Wlodzimierz
Jastrzebski - in Polen massiv angefeindet - machte 1989
die Wahrheit bekannt.
Ich
erwähnte bereits, nach dem Krieg wurden die Verbrechen an Deutschen
noch brutaler. Insgesamt 15 Millionen wurden aus osteuropäischen Ländern
vertrieben, über 2 Millionen starben auf der Flucht, oder wurden während
der Vertreibung oder in ihrem Heimatort ermordet. Nach
dem Koblenzer Bundesarchiv kamen zwischen 1945 und 1948 60.000 bis 80.000 Deutsche in 1255 polnischen Lagern um
oder wurden ermordet. Allein im Lager
Schwientochlowitz bei Kattowitz fanden unter dem Kommandanten
Schlomo Morel zwischen Februar und Oktober 1945
mindestens 2500 Deutsche unter entsetzlichen Bedingungen den Tod.
Unsere
Familie war auch betroffen!. Mein Großvater väterlicherseits,
wohnhaft in Danzig-Oliva, damals 68 Jahre alt,
wurde von den
Polen ins Danziger Gefängnis Schießstange verbracht. Er ist, wie
1100 weitere deutsche Männer, in diesem Gefängnis umgekommen.
Alles
das eines der ganz großen Kriegsverbrechen der Alliierten.
Der
Osten Deutschlands wurde bis zur Oder-Neiße annektiert - ein von
Polen schon 1920 geplantes Minimalziel ( eigentlich sollte die Elbe
Grenzfluss werden. )
Am
15. Dezember 1944 brüstete sich der englische Premier Winston
Churchill im Parlament, dem britischen Unterhaus, wie folgt:
"Die
Ausdehnung (Polens über Ostdeutschland) die von England und Rußland
befürwortet werden soll, ist sehr bedeutend. So gewinnen die Polen im
Westen und Norden wichtigere und höher entwickelte Gebiete, als sie
im Osten verlieren. ......
Dabei müßten von Osten nach Norden oder Westen eine Überführung
von mehreren Millionen Menschen (Polen) durchgeführt werden sowie die
Austreibung der Deutschen - denn gerade das wird vorgeschlagen:
die totale Austreibung der Deutschen - aus dem von Polen im
Westen und Norden zu erwerbenden Gebiet. Denn die Austreibung
wird, soviel wir sehen können, die am meisten zufriedenstellende und
dauerhafteste Methode sein ..... Es wird sauber ausgefegt werden".
Beschlossen
haben diese Unsäglichkeiten die Siegermächte, Churchill und
Stalin waren die
treibenden Kräfte.
Später
hat Churchill - von seinem Deutschenhass verblendet, wohl
eingesehen, dass er Stalin und Polen zu weit entgegengekommen
war, denn beinahe wäre ganz Europa unter Stalins Herrschaft
gekommen. Um das zu
verhindern, mussten die Deutschen im Westen möglichst schnell wieder
Soldaten stellen.
Wenn man wirklich die
ganze geschichtliche Wahrheit auf den Tisch legt,
i s t
w e r T ä t e r , w
e r O p f e r ?
So
einseitig, wie es der polnische Regierungschef Tusk auf
der Westerplatte, ehemals Teil des Danziger Staatsgebietes, mit fast
rein deutscher Bevölkerung ( 3% Polen), die Geschichte sehen möchte,
ist sie nicht. Eine Entschuldigung für die Vertreibung der Danziger hätte
ihm gut angestanden!
Und
wenn Kanzlerin Merkel artig auf Tusk einging und nichts
geraderückte, hat das etwas mit Staatsräson zu tun. Es geht um das
heutige Zusammenleben in Europa und da will man keinen
Regierungskonflikt mit Polen, auch wenn die Wahrheit auf der Strecke
bleibt.
Das
alles ändert aber nichts daran, dass Hitler, wie auch Stalin,
Kriegsverbrecher und Massenmörder waren.
Und es ändert auch nichts an unserer Arbeit für eine
Versöhnung mit Polen. Wir haben viele Freundschaften in Polen, in
unserer alten Heimat, geschlossen, die wir weiter pflegen und
vertiefen wollen. Wir wollen gute Nachbarschaft mit Polen.
Wir
wollen ein friedliches Europa!
Deshalb
nehmen wir die Aufforderung Tusks ernst: "die Geschichte
nicht vergessen oder fälschen", und ein "aufrichtiges Gedenken und die Wahrheit", denn
nur dann wird es eine dauerhafte Versöhnung in Europa geben.